Der betrogene Freund
Ein Gedicht von
Heiner Hessel
So mancher Fehler rächt sich bitter
kommt auf uns zu wie ein Gewitter.
Doch meistens ist es dann zu spät
bis man es auch kapieren tät.
Der Franz der hätt‘ vor langer Zeit
nur allzu gern die Rosel g’freit.
Jedoch das Schicksal hat gemeint,
da wär‘ der Xaver noch – sein Freund.
Den nennt man Luftikus beim Namen,
weil er viel Glück hat bei den Damen.
Der hat gar viele schon poussiert
und ihnen Brei um’s Maul geschmiert.
Und selbst des Franzes fester Braut
hat er ganz tief in d’Augen g’schaut.
Der Franz bekam das schnell heraus
und schon war diese Freundschaft aus.
Die Rosel folgt dem Xaver blind,
denn sie bemerkt, sie kriegt ein Kind.
Nun gab’s kein langes Federlesen;
denn schnell ist Hochzeit schon gewesen.
Doch irgend wann nach ein, zwei Jahren
war sich der Xaver schon im Klaren,
dass Vaterschaft sein Ding nicht sei;
am liebsten wär‘ er wieder frei.
Hat folgerichtig manche Nacht
in einem fremden Bett verbracht.
Die Rosel reagiert sofort,
der Richter sprach das letzte Wort.
Nun musst‘ er zahlen – nicht so knapp,
der Sohn holt Alimente ab
in schöner Regelmäßigkeit,
bis eines Tag’s, da war’s soweit.:
Der Xaver sagt in aller Ruh‘
zu seinem Jungen: „Hör gut zu,
du bist jetzt sechzehn Jahre alt,
bekommst als Lehrling auch Gehalt.!“
„Ihr habt mich lange ausgenommen,
ihr müsst jetzt ohne mich auskommen.
Dann sagst mir“ – und hat laut gelacht,
„was Mami für ein G’sicht gemacht!“
Der Bub hat’s Geld nach Haus getragen
und sagt: „Ich soll dir auch noch sagen,
dass du jetzt nichts mehr kriegen tätest
und welch‘ Gesicht gemacht du hättest!“
Auf diesen Tag hat sie gewartet
und ist zum Gegenzug gestartet.
Der Bub soll zu dem Vater gehen
und sein Gesicht genau besehen.
Dem, sagt sie, dem vergeht das Lachen,
der wird jetzt ein Gesicht erst machen.
„Dann sagst dem Vater klipp und klar,
dass er nicht mal dein Vater war!“
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