Das Kätzchen und die Stricknadeln
Ein Gedicht von
Jürgen Wagner
Da hinterm Zaune lag die Katze,
miaute kläglich in die Welt
Die Frau, die nahm sich ihrer an,
sie selber hatte wenig Geld,
doch nahm sie sie in ihre Schürze
und trug sie mitleidvoll nach Haus
Die Kinder wollten sie gleich haben,
da wurde aber nichts daraus
Sie gab ihr erst mal Milch zu trinken,
die Katze wurde schnell gesund
Sie labte sich in vollen Zügen,
verschwand dann aber ohne Grund
Die Frau ging w i e d e r Holz zu sammeln,
passierte auch die alte Stell',
da stand unweit die hohe Dame,
und winkte ihr, ja, ihr speziell
Fünf Nadeln warf sie in die Schürze
von dieser armen guten Frau
Die dankte für die kleine Gabe
Sie wusste nicht so ganz genau,
wieso ihr solches widerfahren.
Sie ließ sie abends auf den Tisch
und fand am Morgen ein paar Strümpfe,
so schön gestrickt und sauber frisch!
Sie staunte über alle Maßen
und wiederholte das zur Nacht
Die Nadeln strickten fleißig weiter
und wieder ward ein Paar gemacht!
Sie wusste nun, was da geschehen -
die Holle hatte sie beschenkt
Sie hatte künftig wenig Sorgen,
denn Strümpfe gab es unbeschränkt
Nach einer Erzählung aus dem Märchenbuch Ludwig Bechsteins von 1847, der im Bereich Thüringen viele Geschichten gesammelt und bearbeitet hat - so auch diese aus dem Umfeld der Holle-Sagen
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