"Das brieflesende Mädchen am Fenster"

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
„Das brieflesende Mädchen am Fenster“

Vermeer hat diese Bild gemalt
Mit dem Mädchen, das brieflesend
Und fein frisiert, schön von Gestalt
Versunken und für uns abwesend.

Offen bleibt das Unsichtbare,
Nichts Wirkliches ist anzunehmen,
Dass an Vermutung man nicht spare,
Wir spekulativ uns auch verschämen.

Jetzt hat man das Werk restauriert,
Amor mit Bogen ins Bild gesetzt,
Damit selbst der Naivste spürt:
Das Bildnis ist liebesbesetzt.

Amor steht in anderer Welt,
Farbfahl, nackt, ohne Besitz,
Denn Minne braucht dazu kein Geld,
Weil tief sie wirkt mit kühnem Witz.

Verloren in ihren Liebesbrief
Steht sie außerhalb der Zeit:
Gedanken fließen herzenstief,
Das Sehnen geht am Fenster weit

Zum Liebsten hin, ins Land hinfort
Und überbrückt so Zeit und Ferne,
Findet sich ein an fremdem Ort,
Wo Liebende locken die Sterne.



©Hans Hartmut Karg
2021

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Informationen zum Gedicht: "Das brieflesende Mädchen am Fenster"

50 mal gelesen
06.10.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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