Das 2. Gedicht

Ein Gedicht von Christian Penz
Jetzt sitze ich nun hier
Und starre auf das Papier
Noch habe ich kein Wort gefunden
Noch ist mir keine Idee entsprungen
Was ich nun schreiben soll
Sie fanden es alle toll
Das Gedicht, das ich vorgetragen habe
Doch was präsentiere ich als Zugabe

Soll ich ein Gedicht schreiben, das dem Ersten glich
Oder kommt als Kritikpunkt dann unweigerlich
Er redet nur über denselben Scheiß
Weil er von nichts anderem Bescheid weiß
Also muss ich über was anderes erzählen
Doch welches Thema soll ich erwählen
Soll ich eines wählen, was total anders ist
Oder wird dann ein Roter Faden vermisst
Und ich vergraule meine geringe Anhängerschar
Und werde vergessen innerhalb von einem Jahr
Es muss anders sein, aber nicht zu sehr
Dass ist ja überhaupt gar nicht schwer

Welche Themen gibt es
Vielleicht was leichtes
Wie wäre es über die Liebe
Davon gibt es ja genug Geschriebe
Da gibt es ja auch diese eine Person
Doch es ist ja fast schon blanker Hohn
Schreibe ich ein Gedicht, das sie tief berührt
Das sie zu meiner Lebensgefährtin verführt
Denn sie ist ja nicht mal dort im Publikum
Da bleiben doch meine Gefühle lieber stumm
Was gibt es noch zum Thema Liebe
Wenn das vorige Thema wegbliebe
Die unerwiderte wäre doch dazu geeignet
Und vermische ich zum lyrischen Bankett
Noch meine ganzen anderen Fehltritte
Dann hätte ich innerhalb einer Stundenmitte
Einen ganzen Roman vollgeschrieben
Wobei wäre das Publikum ausgeblieben
Denn schon nach den ersten Zeilen
Würden sie hier nichtmehr verweilen
Denn die Worte wären so trostlos und depressiv
Da verlöre sich ein jeder in ein sehr großes Tief
Und jeder nehme sich hoffnungslos das Leben
Herbere Kritik kann es auf der Welt wohl nicht geben

Also mache ich ein Durchstrich
Zu dem Gedichtthema mich
Wie wäre es mit der großen Politik
Ein humoristisch satirisches Stück
Das nationale oder Internationale
Politiker unzählige Male
Durch den sprichwörtlichen Kakao zieht
Wobei ein jeder wohl gleich den Fehler sieht
Die politischen Skandale kommen ja so schnell
Wie männliche Jungfrauen in einem Bordell
Da habe ich den ersten Vers mal abgeschlossen
Schon kommt der nächste Skandal heran geschossen
Und der Vers ist veraltet und obsolet
Weshalb man wohl gleich versteht
Dass ich das Politikthema auslassen werde
Doch was gäbe es noch auf dieser Erde?

Wie wäre es mit der Religion
Auf ihrem moralischem Thron
Egal welche man von ihnen verunglimpft
Wird man doch gleich als Nazi beschimpft
Wenn man die Religion von jemanden beleidigt
Wird man sofort von der Person verbal gesteinigt
Dieses Thema ist doch ein zu dünnes Eis
Wie wohl jeder politisch Korrekte weiß

Dann doch lieber die Gesellschaft kritisieren
Und mich über die Doppelmoral echauffieren
Wobei muss auch hier mein Stift pausieren
Auch hier kann ich sehr viel Zuspruch verlieren
Ich weiß ja nicht welches Publikum es hören wird
Sind die Menschen erfreut und herzlich amüsiert
Oder fühlen sie sich beleidigt und zu tiefst brüskiert
Man kann ja nicht mal über das Wetter mehr schreiben
Ohne dass bestimmte Kommentare darüber ausbleiben
Schreibt man bei blauen Himmel: Das Wetter ist schön
Du scheinst wohl nicht von der Klimaveränderung zu verstehn
Kommt es dann aus den Zuhörerreihen
Ich möchte am liebsten laut Schreien
Was wollt ihr, dass ich denn mache
Genau, dass wäre eine gute Sache
Ich lasse das Publikum einfach entscheiden
Welche Themen das Gedicht bekleiden
Und ich improvisiere direkt auf der Bühne
Wie ein lyrischer Meister und Poethühne
Aber improvisieren kann ich nicht
Also lieber ein anderes Gedicht

Werde ich ein ganz Dreister
Und rezitiere einen Meister
Den Erlkönig in seiner Pracht
„Wer reitet so spät durch die Nacht
Es ist der Vater. Es ist bald sieben“
Sieben? Ach, verdammt Uhr stehen geblieben

Mir fällt wirklich nichts mehr ein
Wo mögen wohl meine Musen sein
Ich hoffe, dass ihr mir alle verzeiht
Es tut mir wirklich im Herzen Leid
Mein Kopf ist einfach viel zu leer
Es kommt kein weiteres Gedicht mehr

Informationen zum Gedicht: Das 2. Gedicht

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15.03.2020
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