Da ist ja alles Gold!

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Da ist ja alles Gold!

©Hans Hartmut Karg
2018

In all den langen Elternzeiten,
Die segensreich man tragen konnte
Und die das ird'sche Leben weiten,
Das immer schon der Tod bewohnte,

War mir nicht klar, als jung ich war,
Weshalb manchmal Kleinkinder sterben,
Wenn sie ertrinken zu früh gar,
Obwohl wir Sicherheit ererben,

Bis eines Tages ich erlebte,
Wie ein Kind dort am Beckenrand
Strahlte, dass sein Körper bebte,
Weil Wellen es als Gold empfand:

„Das glänzt, das will ich haben!
Ich hol' es mir, es ist ja Gold!“
Es will sich holen, will sich laben –
Gesprungen und das Gold geholt!

Das Kind wollte ins Wasser springen,
Gerade noch, dass ich es hielt,
Konnt' weinend es zur Mutter bringen,
Wo mit Umarmung Leid gestillt.

Ich weiß jetzt, wie die Kleinen ticken,
Weil sie Gefahren noch nicht kennen,
Neugierig zur Erscheinung nicken
Und dabei ins Verderben rennen.

Wo es glänzt und mit Blau belegt,
Mit dem die Becken ausgestrichen,
Wird Neugier von der Gier bewegt –
Kein Auge bleibt da ausgeglichen.

Der Zwang erhöht dadurch den Reiz
Ins Wasser leicht hinab zu kippen:
Die frühe Gier und noch kein Geiz
Besiegt der Sensenmann mit Rippen.

*

Informationen zum Gedicht: Da ist ja alles Gold!

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25.06.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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