Blinde Kuh

Ein Gedicht von René Oberholzer
Durch einen stockdunklen Korridor
Führten sie uns an Tisch 5

Von allen Seiten ertönten Stimmen
Wir sassen uns gegenüber

Ich hielt ihre kalten Hände
Zur Vorspeise wurde Suppe serviert

Auf einmal spürte ich eine Hand
Meinen Rücken hinunterstreichen

Es war eine warme Hand
Deren Gesicht ich nicht kannte

Meine Frau war gesprächig
Und nach der Suppe sehr hungrig

Der Hauptgang wurde serviert
Die Hand von links verschwand

Wir begannen zu essen
Ich wurde immer schweigsamer

Es folgte der Nachtisch
Meine Frau war begeistert

Irgendwann standen wir auf
Gingen durch den dunklen Korridor

Wieder im Licht sagte meine Frau
Was für eine neue Erfahrung

Ich bejahte zufrieden und dachte
Noch lange an die fremde Hand


© René Oberholzer

Informationen zum Gedicht: Blinde Kuh

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12.07.2024
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