Aus dem Leben einer Frau
Ein Gedicht von
La Splendeur
Morgens nach dem Aufsteh'n ging,
sie zum Spiegel, der da hing.
Kaum warf sie 'nen Blick hinein,
viel ihr alles wieder ein.
Die Figur, die ist nicht fein,
deshalb bin ich so allein.
Und die Augen sind zu klein.
Ach, wie könnt' es schlimmer sein.
Jeden Tag muss sie sich zwingen,
mit den falschen Wimpern ringen.
Nicht vergessen auf die schmalen
neue Lippen aufzumalen.
Und zu allem Überflusse
tauschen alle ständig Küsse.
Frauen, die mit Männern prahlen,
welche ihnen alles zahlen.
Und das Leben wird nicht fairer,
denn die Welt wird immer leerer.
Frau kommt nicht auf ihre Kosten.
Wo sie hinschaut: Alles Pfosten.
Ist auch einer mal dabei,
attraktiv und auch noch frei,
hat er meistens kein Int'resse.
Oder höchstens als Maîtresse.
Langsam tut das Lächeln weh,
es ist falsch wie eh und je.
Lauter Paare im Caffé.
Tränen fall'n ins Décolleté.
Schnell nach Hause, wo sie dann
ganz in Ruhe weinen kann.
Auf dem Boden ist ihr Blick.
Es passiert ein Missgeschick.
Weil sie an nichts denken kann,
läuft sie gegen einen Mann.
Ganz verweint ist das Gesicht,
doch der Anblick stört ihn nicht.
Ja, sie hat eine Figur,
doch von "schlecht" ist keine Spur.
Er bemerkt, eventuell,
wie das Herz ihm klopft ganz schnell.
Leise sagt sie "'tschuldigung"
und sucht nach Rechtfertigung.
Niedlich ist es, wie sie stammelt,
fokussiert Gedanken sammelt.
Er ergreift die Möglichkeit,
zum Caffé ist es nicht weit.
Leicht erstaunt willigt sie ein.
Ja, sie kann so glücklich sein!
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