Als ich um Hasenöl geschickt wurde - Teil 3

Ein Gedicht von Heinz Säring
frei nach Peter Rosegger

 
Und als ich erwachte, die Nacht war vorüber,
ich blinzle, da gingen die Augen mir über,
ich sah hohe Berge, den Himmel erhellt,
das war alles fremd, - eine andere Welt!
Ich war unterdessen vom Wagen gesprungen,
da sah ich den Kutscher, der Schock war gelungen.

Ich hatte noch immer nicht richtig kapiert:
"Wohin," sprach ich "hast du mich hier denn entführt?"
"Na, heimzu!" so rief er mit Lachen jetzt aus,
"so wie wirs besprochen, hier bin ich zu Haus!"
Es dämmerte langsam bei mir jetzt: "Nun ja,
wo bin ich gelandet? Wie heißt es denn da?"

"s heißt Tragöß," so sprach er. "Was ist das dahinten?"
"Ja Berge, die sind hier in Massen zu finden!
Die Mutter, die wartet auf dich unterdessen,
komm rein, um jetzt erst mal 'ne Suppe zu essen!"
Die dampfende Suppe, die duftet nicht schlecht,
dazu frisches Weißbrot! - Ich trau mich nicht recht.

Dann kam noch ein älteres Weiblein herein.
die fragt, wo ich herkomm, "wie weit kann das sein?"
Zum Rechnen die Finger der Hände sie nimmt, -
und dann das Ergebnis: "12 Stunden bestimmt!"
"Nun iss erst mal tüchtig!" so hör ich sie sagen, -
indes aus der Küche, da hört man ein Klagen . . .

"Was haben wir nun nicht schon alles gemacht!
Das Kind leidet Zahnweh bei Tag und bei Nacht.
Nicht Kalmus, nicht Rosenbuschbalsam, ja und
nicht Wärme, kein eiskaltes Wasser im Mund!
Der Rosenkranz selber verfehlt seinen Zweck,
auch Hühner- und Kuhmist - es hilft einen Dreck!"

Es ist zum Erbarmen, schlägt alles nicht ein,
"Mein Zahnderl, mein Zahnderl" so hört man sie schrein."
Ein Mensch war dabei, dieser sprach ganz erregt:
"Ist Dummheit halt, wenn man die Zähne nicht pflegt!"
"Ja, liegts an der Dummheit," so sagte ich nun,
"vielleicht könnt mein Hasenöl da etwas tun.???"

Ich zog es hervor und man rieb sie gut ein, -
nach 4-5 Minuten, vorbei war das Schrein!
Das Katherl war plötzlich erlöst, meiner Treu!
Nun könnt ihr euch denken, wie sehr ich mich freu!
Doch nach diesem Wunder, da kam ich in Not, -
sie machten fürs Hasenöl jedes Gebot.

Die kleine Geheilte erst machte mir Mut,
sie sagte "Mein Zahnderl bleibt immer jetzt gut."
Ich steckte mein Mittel zurück in den Sack .-
man wünscht für den Weg einen recht guten Tag.
Mir war es recht wehmütig noch an der Tür, -
ich hatte ja jetzt noch 12 Stunden vor mir.

Am Wegrand, das sei ganz am Rande gesagt,
lag einer, der hat über Kopfweh geklagt.
Das Hasenöl hat der wohl auch nicht gekannt,
dem Menschen zu helfen, das lag auf der Hand.
'ne Maid kam dazu, die das gar nicht gewollt,
"Den Kopf hat er sich erst im Wirtshaus geholt,

das Kopfweh, das wird er bis Abend verlieren,
dann kriegt er noch was auf den Backen zu spüren!" ---
Nach mehreren Stunden, da hatte ich Glück,
da nahm mich ein Fuhrmann nach Haus mit zurück.
Ich habe mich nicht mehr auf "heimzu" verlassen,
doch der fuhr tatsächlich die richtigen Straßen.

Er hatte nur Teile aus Eisen geladen,
doch das konnte einem, wie mir gar nicht schaden,
ich war so ermüdet, das war zum Erstaunen,
ich schlief auf dem Eisen so gut wie auf Daunen.
Ich war ja inzwischen so manches gewöhnt, -
die Ankunft um Mitternacht hat mich versöhnt.

Mein Vater zwar schaute mich misstrauisch an,
weil er bei dem "Öl" sich auf Schweinsfett besann.
Der Zettel am Tiegel entspannt' seinen Zug, -
dadrauf stand gedruckt "Apotheke in Bruck".
Er hat dort noch viel zum Verkaufe gebracht,
doch kaufen? Die Dummheit ward nicht mehr gemacht!

Informationen zum Gedicht: Als ich um Hasenöl geschickt wurde - Teil 3

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-
05.08.2011
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