Abendkühle
Ein Gedicht von
Roman Tieck
Nach des Tages Schwüle
tut die Abendkühle
Geist und Körper wohl,
die noch immer voll
sind von den vielen Eindrücken,
die den Sinn ersticken,
indem ins Bewusstsein sie dringen,
und dort um Beachtung ringen.
Meinen Geist zu entschlacken,
alles wegzupacken,
was nur Ballast ist,
und die Kraft auffrisst,
macht den Kopf mir frei.
Des Tags Hast und Geschrei
abfallen zu lassen,
sich innerlich zu fassen,
ist ein stiller Genuss
nach all dem Verdruss,
dem leidigen Gebaren,
das ich habe erfahren.
Wenn die Abendluft
voll von würzigem Duft
dann meine Lungen füllt,
in ihren Hauch mich hüllt,
kann nach des Tags Tretmühlen
ich mich endlich fühlen
von aller Unrast befreit
und zur Muße bereit.
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