3-2-1- meins
Ein Gedicht von
Hans Kohler
Ein Mensch wartet voll Sehnsucht schon
auf Lieferung von Amazon.
Gestern kam Nachricht, welche Freude,
„haben verschickt ihr Päckchen heute!“
Der Mensch, ihr ahnt es, ei der daus,
am nächsten Tag, war nicht zu Haus.
Halb so schlimm, so dachte er,
es wird schon nehmen irgendwer.
Als er dann endlich heim gekommen,
starrt er im Briefkasten beklommen,
nicht auf das, auf das er harrte,
sondern auf die Nachrichts-Karte.
Beim Nachbarn wär’ es abzuholen,
bei Herrn Kryzinski, der aus Polen.
Na, das ist doch wunderbar,
der wohnt im selben Stock sogar.
Der Fahrstuhl hält, schon ist er hier
und klingelt an des Polen Tür.
Doch niemand guckt zur Tür heraus,
jetzt ist der Nachbar nicht zu Haus.
Am nächsten Tag, viermal versucht,
der Mensch schon leise für sich flucht.
Gäb das Paket der DHL-Geselle
einfach zurück an Post-Dienststelle,
so hätte er, ganz ohne Plage,
schon längst sein Päckchen, ohne Frage.
Der Mensch kann es nicht unterlassen
den Nachbarn und die Post zu hassen.
Am dritten Tag steht schamhaft still
der Nachbar vor der Tür und will
das Päckchen dem Besitzer geben
entschuldigt sich, so ist das eben.
Er habe nicht mehr dran gedacht
und musste just in dieser Nacht
nach Warschau fahren, Mutters wegen
und musste sie drei Tage pflegen.
Der Mensch sagt, ja das war schon richtig
und dieses Päckchen, nicht so wichtig.
Ich danke ihnen, nun ist’s ja da
Grüße noch an Frau Mama.
Als er wieder ist allein
loggt er bei Amazon sich ein.
Im Adressfeld steht seit eben,
nicht an Dritte weitergeben
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