19xx
Ein Gedicht von
Anouk Ferez
Dies ist aus den 90-er Jahren. Es fiel mir auf einem vergilbten Zettel aus einem alten verstaubten Tagebuch undatiert entgegen. Plötzlich waren so unglaublich viele Jahre vergangen. Ich war wieder plötzlich wieder ein Mädchen und weinte.
19XX:
ICH HATTE HUNGER und wusste es nicht.
Hunger nach mehr Gerechtigkeit.
Jetzt, da ich ihn nicht stillen kann,
rechtelos, verkannt
ERKENNE ich
ICH HATTE SEHNSUCHT und wusste es nicht,
Sensucht nach Liebe.
Jetzt, da ich selbst keine geben kann,
ungewollt, verlassen,
SPÜRE ich.
ICH HATTE HOFFNUNG und wusste es nicht.
Hoffnung auf Frieden.
Jetzt, da der Krieg gekommen ist,
berechnend, rücksichtslos,
BEMERKE ich.
ICH HATTE GLAUBEN und wusste es nicht,
Glauben an mich und die Welt.
Jetzt, da die Zerstörung kam,
vernichtend, gefährlich,
ERFAHRE ich.
JETZT, DA DIE VERZWEIFLUNG KAM,
fand ich mich.
Ich hungerte, ich liebte,
ich hoffte, ich glaubte...
-IHR MERKTET ES NICHT.
A.G.W (Anouk Ferez) , irgendwann in den 90-ern
Seine uralten Gedichte zu lesen, ist wie ein Brief an sich selbst. Und plötzlich fragt man sich: Schrieb ich mir aus der Zukunft an die Gegenwart, oder ist dies ein Brief eines Mädchens an die Frau, die es mal werden wird?
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