Liebesgedicht
Ich hasse die Liebe
Die Liebe zerstört mich
Ich sitze seit Jahren am Fleck
Gefangen im Triebe
Und doch niemand hört mich
Und keiner nimmt mir die Last weg
Fliehe vor der Wahrheit
Und dreh mich im Kreise
Wie eine Maschine geschmiert
Oh, gäbe es Klarheit
Schlügst du eine Schneise
Durch Draht, der mein Herz mir verschnürt
Ich kann kein Wort sagen
Es ist wie verhext
Ein Siegel ist vor meinem Munde
Kann kein Liedchen klagen
Gebet nicht, noch Text
Löst mir diesen Mühlstein vom Bunde
Es ist wohl, als hätte
Ein Schalk mich besessen
Der hält mir den Putz vorm Gebälk
Keiner wird mich retten
Gar lösen die Fesseln
Noch wässern die Blume, die welkt
Mag er wohl gewinnen
Das Blut mir abzwicken
Den Willen, den Geist, jede Kraft
Die Galle gerinnen
Das Feuer ersticken
Den Glauben, das Licht, allen Saft
Wiegleich nun, da steht sie
Steht tapfer und munter
In voller und doch zarter Blüte
Weiß selbst nichts zu sagen
Wartet auf ein Wunder
Geduldig sie hofft voller Güte
Ihr Blick sagt, ich sehne
Ihr Mund sagt, ich möchte
Ihr Herz sagt, nun sprich es doch aus
Ihre Hand sagt, ich nähme
Ihre Finger, ich flöchte
So gerne um uns diesen Strauß
‚Wie gerne ich bände
Um Brust und Herz wünde
Um uns diese ewigen Ringe
Kein' Frieden ich fände
Wo immer ich stünde
Wenn du, Liebster, nicht mit mir gingest‘
So brich nun dein Joch
Du trauriger Knabe
Entsag dich der lähmenden Hiebe
Entsteh aus dem Loch
Umfass diese Gabe
Und sage: Ich liebe die Liebe
für S.V.
© Zinnenwärter 2018