Geschwister Hass und Liebe
Ein Gedicht von
Uta Kinzel
Argwohn herrscht in meinem Kopf,
wenn mein Bruder nimmt sich einen Topf.
Will er kochen? Für wen? Für sich?
Hoppla! Er deckt den Tisch.
Mein Gott, jetzt will er sich auch noch einschleimen.
Trotzdem hoffe ich im Geheimen,
das er es auch so meint, wie es aussieht.
Zeigt er so, das er uns liebt?
Seit drei Jahren wohnt er nun bei uns.
Ihn verstehen? Bleibt eine Kunst.
Mit mir seiner Schwester kann er nicht reden.
Vielleicht, weil ich schon fast alles kenne aus seinem Leben?
Was macht mein Mann anders als ich?
Was sagte er, er hört zu und konzentriert sich auf sich.
Ist er dadurch ein besserer Zuhörer als ich?
Zuhören kann ich doch auch.
Nur mein Bruder hat immer so ein komisches Gefühl im Bauch.
Na ja vielleicht kommt es ja, weil viele Frauen ihn belogen haben.
Selbst die eigene Mutter hatte keine Gaben.
Ostern? Pfingsten? Weihnachten? Geburtstage?
Niemals war sie in der Lage,
ihren Sohn etwas zu schenken
und schon garnicht sein Leben in die richtige Bahn zu lenken.
Das was er sehnlichst vermisst hat, bekommt er nun von meinem Mann.
Ich als Schwester komme leider noch nicht an ihn ran.
Mit viel Geduld und Liebe werde ich ihn aber dazu bringen.
Das ihm alles was er anfässt tut gelingen.
Ich bin seine Schwester und ich liebe ihn.
Ihn bei mir zu haben, darin liegt mein Sinn.
Mein Mann und ich werden ihn niemals fallen lassen.
Auch wenn andere uns dafür tun ganz schön hassen.
Unsere Herzen sind für ihn geöffnet ganz weit.
Danken tut er, das er ist, sehr hilfsbereit.
Auch wenn er uns manchmal auf die Nerven geht.
Ist es ein anderer Wind als früher, was mir und ihm um die Nase weht.