Ich
Ein Gedicht von
Torsten Bischoff
Wenn ich in Phantasien Hieroglyphen schreibe
Kommt eines äußerst selten vor
Dass ich dabei so schamlos übertreibe
So gut wie nie schieß ich ein Eigentor
Ich schreibe nicht nur Ich, wenn ich mich meine
Und kenne mich mit Sicherheit noch nicht so ganz
Deswegen geh ich öfters ins Gemeine
Und übe mit mir selber Toleranz
Ich tanze auch mal um den heißen Brei
Obwohl ich überhaupt nicht tanzen will noch kann
Ich liebe Eigenbrödelei
Und halte mich nicht immer dran
Ich schreibe ich
Und weiß, dass ich im Menschsein Mikrokosmos bin
Ich liebe und ich hasse mich
Und alles ohne Doppelsinn
Ich zeige euch von mir nicht nur die Schale
Und ihr könnt, wenn ihr wollt, euch selbst darin erkennen
Ich bin, wenn ihr es seht, auch der Rivale
Mich könnten mehr als tausend Dinge von euch trennen
Wenn ich mit Hieroglyphen Phantasien schreibe
Dann schieße ich ein permanentes Eigentor
Die Welt ist kugelrund und eine Scheibe
Ich bin kein Stier und auch kein Matador
19.08.1990