Plädoyer für sogenannte "Plagiatoren"
Plagiat, welch böses Wort,
das mancher Laie nutzt als Sport,
wenn er glaubt, ein andrer nutzt,
was er für sich hat zugestutzt.
Nun, in uns´rer großen Welt
hat sich´s häufig eingestellt,
dass aus ganz verschiednen Quellen
sich Gemeinsamkeiten stellen.
Große Dichter bester Wahl
stell´n „Plagiatoren“ kaum an Pfahl,
sehn sie nicht gerne abgeschossen,
sie sind doch alle Wortgenossen.
Vieler Sprachen große Worte
stammen wie aus der Retorte.
Große Worte voll Bedeutung
gaben Menschen sich zur Fortbegleitung.
Andere schufen allerorten
mit nur ein, zwei gleichen Worten,
nie jedoch mit ganz denselben
was als Straftat ich soll melden?
Wer von mir lernt, den soll ich feuern?
Wie könnt ich mich dann selbst erneuern?
Ach, wer nicht Gedichte schreibt,
wird nicht verstehn, was mich hier treibt.
Jedes Wort, millionenmal
allen Menschen steht zur Wahl!
Von so manchem Dichtkunstbruder
lieh ich das Wort – es war mir Ruder.
Es war Welle mir und Meer.
Dichterlots´ winkt hinterher.
Ich nahm bei jedem Schritt und Tritt
von jedem Dichter etwas mit.
Und von denen ich so viel genommen
heißen mich dereinst willkommen.
Sie führen mich in eignem Boot –
So hoffe ich – ins Traumlichtrot.
Und rufen dann in vollem Chor:
„Dies ist der liebste Plagiator.
Er hat doch nur dank unsrer Kraft
es gebracht zu der ihm eig´nen
M e i s t e r s c h a f t!“
6.3.2015
-Wenn´s auch kein anderer versteht,
eine weiß, was da vorgeht! -