Meine Gedanken
Ein Gedicht von
Roman Tieck
Meine Gedanken kreisen
auf endlosen Geleisen,
halten niemals still,
und kommen, so weit sie auch reisen,
doch nie an ihr Ziel.
Meine Gedanken hüpfen,
Loses zu verknüpfen,
zwischen Ideen hin,
die mir wieder entschlüpfen
eh’ ich sie zu Fäden spinn’.
Meine Gedanken ziehen,
dem Dunkel zu entfliehen,
wie Wolken in die Weite
auf Flügeln, die ich ausbreite,
mir von der Sehnsucht verliehen.
Meine Gedanken wandern
von einer Ahnung zur andern
auf unergründlichen Wegen,
wo sie wie Flüsse mäandern,
dem Schmerz der Erkenntnis entgegen.
Meine Gedanken ranken
um viel zu viel sich und schwanken
wie Schilf im Nebelmeer.
Die Blässe, an der sie kranken,
macht sie wehmutschwer.
Meine Gedanken schweifen
weitab, und ohnmächtig streifen
die Frage sie nach dem Sinn
des Seins. Ach, könnt’ ich begreifen,
wer und was ich bin!
Meine Gedanken verwehen,
worum sie sich auch drehen,
wie lose Blätter im Wind.
Ach, könnt’ ich verstehen,
warum wir nur Schatten sind!