Gewitter
Ein Gedicht von
Roman Tieck
Schwarze Wolken machen den Tag zur Nacht.
Mein Finger berührt deine Lippen ganz sacht.
Alle stöhnen unter der lastenden Hitze.
Du neckst mich mit deiner Zungenspitze.
Noch immer herrscht in der Luft eine drückende Schwüle.
Während ich in deinen Haaren wühle,
zucken am Himmel die ersten grellen Blitze.
Macht es dir nichts, dass ich fürchterlich schwitze?
Mit trotziger Wut der nahe Donner grollt.
Du hast nie viel von mir gewollt.
Ein jäher Windstoß durch die Bäume fegt.
Wie mich deine Nähe erregt!
Schon fallen die ersten Regentropfen nieder.
Ich nestle linkisch an deinem Mieder,
Das Prasseln der Tropfen verschwimmt zum tosenden Rauschen.
Ich mag’s, deinem leisen Seufzen zu lauschen.
Die Wassermassen in die Gullys schießen.
Ich seh’ dich verzückt die Augen schließen.
Es tropft aus übervollen Regenrinnen,
als wir uns zu umarmen beginnen.