Hanna, das Künstlerhuhn FROHE OSTERN
Huhn Hanna will nicht tolerieren,
die Hühner dürften nicht studieren.
"Das werd ich niemals akzeptieren.
Dagegen muss man oponieren!"
Sie plustert sich vorm Landwirt auf
und pocht in eig'ner Sprache drauf:
„Ich will jetzt an die Uni gehn...“!
Doch der kann nur "kock kock" versteh‘n.
Sie gackert noch von Malerei,
von Atelier und Staffelei.
Auch das geht an dem Mann vorbei.
Es scheint ihm völlig einerlei.
Das Tier hat sich der Kunst vermacht,
malt heimlich nachts von cirka Acht,
die Eier bunt bis morgens Zwei
und legt noch frische nebenbei.
Dann tauscht es schnell die Dinger aus
und träumt: "jetzt komm ich ganz groß raus!
Der Chef wird endlich doch kapieren,
sein Künstlerhuhn muss jetzt studieren"
Herr Bauer Schulz schwärmt ganz bewegt:
"Dass Hanna bunte Eier legt..."!
Drauf lädt er ein die Ei-Experten
der Innung und die Bäu'rin Merten.
Der will er lang schon imponieren.
Jetzt ist die Chance, sie zu hofieren,
vielleicht sogar zu fusionieren?
"Am Ende werd ich jubilieren!"
Die bunten Eier, blank poliert,
sind auf dem Chromtablett drapiert.
Und Hanna ganz stolz um sich blickt:
"Nun werd zur Uni ich geschickt!
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Wann fangen endlich die Geduldigen,
gebührlich an, mich hier zu huldigen?
Ja, worauf warten die denn noch?"
Da spürt sie Druck auf ihrem Loch.
Und endlich ruft sie zweimal "kock",
Man beugt synchron sich vor ad hoc.
Der Bauer stockt, "Das Ding ist weiß!"
Er blickt sich um. Ihm wird ganz heiß.
Man zeigt Geduld und wartet weiter,
denn Wein und Trester stimmen heiter.
"Kock Kock"! Ein weit'res bleiches Ei.
Bis abends spät sind es dann drei.
Die Bäuerin war schon verschwunden
nach etwa eineinhalb, zwei Stunden.
Der Hofherr schnaubt jetzt voller Wut,
schnappt sich das Beil -das geht nicht gut!
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Er zaubert für das munt're Trüppchen
ein Mitternachts-Geflügelsüppchen.
Und wer es mag, genehmigt sich,
vom bunten Rund den Eierstich.
Die Gäste scheiden erst um Zwei
(wenn Hannas Malkunst wär vorbei),
sich stützend in den Armen habend,
sehr angetan vom schönen Abend.
Doch fragen sie, woran es liegt,
dass letztlich hier das Unglück siegt,
ja, wer sich jetzt ins Fäustchen lacht,
weil er den Scherz mit Schulz gemacht.
Am Sonntag, in den Morgenstunden,
bei üblichen Kontrollgangs-Runden,
hat er ihr Atelier gefunden.
Ihm kullern Tränen unumwunden.
Für Beide wäre es doch schön,
könnt' man die Zeit nach hinten dreh'n.
Sie zögen durch die ganze Welt,
und machten Hannas Kunst zu Geld.
Er hört die Glocke vorn am Haus,
wischt weg die Tränen und schlurft raus.
Da steht vorm Eingang, welch ein Glück,
die Bäuerin mit Sekt-Frühstück.
Was daraus folgt, man ahnt den Trend,
ist für die zwei das Happy End.
Zu Hannas Ehren tobt der Ball,
zwei Tage lang im Hühnerstall.
Herr Schulz übt jetzt das Eiermalen,
jedoch zuerst einmal nach Zahlen.
Und vor dem Stall, aus Marmor nun,
thront Hanna, unser Künstlerhuhn.
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Moment mal! Halt! Da fällt mir ein,
am Schluss ein schlauer Spruch muss sein:
"Du solltest immer auch probieren,
dir fremde Sprachen zu studieren!"