Die Liste

Ein Gedicht von Richard Steinberger
Langes Haar, blondes Haar, krauses Haar,
in meinem Gebette lagen sie alle da.
Ein vernebelter Verstand,
die gelöste Zunge lockte sie alle zu mir, von Gott gesandt.

Oberflächlichkeit in ihrer höchsten Form,
zwei Körper ineinander verschlungen mehrmals die Woche, die Norm.
Der Reiz ließ die Haut prickeln,
und ein Netz aus Problemen stricken.

Oh Augenblick verweile doch,
ich möchte nicht so schnell fallen in das morgendliche Loch.
Im wiegenden Akt, geschaukelt vom Endorphin,
die Welt noch in Ordnung schien.

Stunden später der frei Fall,
mit schalem Geschmack im Mund, Metall.
Unsichere Sätze begleitet von entblößter Scham,
hastige Hände suchen die Kleiderfetzen mühsam.

Ein weiterer Eintrag auf der verachteten Liste,
eine weitere Trophäe von der Piste.
Zahlenfolgen ausgetauscht und geglaubt,
eine weiter Nummer die verstaubt.

Die leere füllt das kalte Herz,
die Realität bittersüß, ein schlechter Scherz.
Verblüfft über die eigene Tat,
die Hände rahmen das Gesicht, ein Grab.

Der Körper immer noch betäubt,
die Seele sich gegen Erinnerungsfetzen sträubt.
Das Leintuch befleckt doch weiß,
wird gewaschen auf Geheiß.

Ablenkung leckt die Wunden,
Balsam der Seele sind auch die vergehenden Stunden.
Das Geschehene beinahe verdrängt,
die gelöste Zunge das süße Gift erneut zusammenmengt.

Vergessen die Pein der verflossenen Nacht,
schulterlanges Haar wird angelacht.
Hand in Hand, torkelnd auf der Heimstrecke,
die Reue wartet bereits hinter der nächsten Ecke.

Informationen zum Gedicht: Die Liste

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12.10.2020
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Richard Steinberger) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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