Touchée!
Ein Gedicht von
Reiner Rinkes
Was treibt dich an?
Ständig neues Wortspiel zu gebären
Indem du eben noch vor eigener Kraft strotzende
Adjektive, Substantive, selbst-gefällig
Zu kreativ verkrampften Ideen-Paaren aufgebläht
Ihrer Selbstständigkeit beraubst
Jede einzelne Zeile damit überfrachtest
Dass sie einer Strophe nach der anderen
Die Luft zum Atmen nehmen
Bis das ganze Gedicht daran erstickt
-
Treibt dich die Angst?
Dieses ewig gleiche Lobgeschwafel
Jener über und über mit Intellekt beladenen
Leserschaft nicht mehr im vollen Umfang
Zu erfahren, sobald du wieder dorthin zurückkehrst
Wo deine Worte noch dahinflossen
Schwerelos trotz jener schöpferischen Dichte
Denen ebengleiche Weggefährten waren
Die sich verbunden fühlten
Mit der mühelosen Frische deiner Poesie
-
Treibt dich noch Sehnsucht?
Oder längst die Sucht nach Anerkennung
Opferst dein so kostbar seltenes Talent
Dieser dümmlich abgehobenen Elite
Zu genügen ihrem höchst unbeweglichen Anspruch
Reduzierst du deine wundervolle Sprache
Bis zur maßlos überschätzten Mittelmäßigkeit
Wo ein Einfall wie ein Ei dem andern gleicht
Lass es nicht geschehen
Dass dein Werk zum bloßen Stückwerk verkommt