Durch den Wind
Ein Gedicht von
Reiner Rinkes
Ich würd gern ein Gedicht übern Herbst schreiben
Weil es gerade so schön passt
Wenn bunte Blätter gar lustig umhertreiben
Die sein verspielter Wind erfasst
Und eins wies andre aus der Reihe tanzen lässt
Wie es sich gehört für `nen tüchtigen Herbstwind
Der praktisch nichts wert ist, den kaum einer ernst nimmt
Solang er nur mit halber Kraft statt richtig bläst
Als laues Lüftchen schafft er’s kaum
Holt er kein einzges Blatt vom Baum
Da nehm ich gar kein Blatt vorn Mund
Und nenn ihn einen faulen Hund
Natürlich fällt das Laub auch so
Herab und landet irgendwo
Nur macht das einfach keinen Spaß
Das ist kein Herbst, mir fehlt da was
Es ist auch nur ein schwacher Trost
Wenn sommers ein Tornado tost
Was der bei uns zu suchen hat
Steht eh auf einem andren Blatt
Ein Wind, der grad so kräftig blies
Dass er den Drachen steigen ließ
Und wie er zerrte an der Schnur
Das war noch Abenteuer pur
Das war die große Zeit der stolzen Väter
Wenn ihre Söhne früher oder später
Dieses Spiel mit dem Wind so erfolgreich spielten
Ihre Drachen immer länger am Himmel hielten
Das war auch die Zeit der Jahreszeiten
Die konnte man wirklich mal unterscheiden
Man durfte getrost seinen Sinnen trauen
Und musste nicht erst im Kalender schauen
Ob grad Herbst war, man konnte ihn kaum übersehen
Seinen Farben, dem Wind, dem Geruch nicht entgehen
Über so einen Herbst hätt ich gerne geschrieben
Der von heute ist das alles schuldig geblieben