Lange her
Ein Gedicht von
Ralph Bruse
Lange her
Du hast geschrieben, jahrelang -
doch letztlich schlief es ein.
Dein Lachen, dein beschwingter Gang,
wehen ins Vergessensein.
Sag ich auch, daß wir Kinder waren,
die Treue sich einst schworen:
holt Schweigen es mit Haut und Haaren;
gehn Wort um Wort verloren.
Du lebst nun in der fernen Stadt.
Ich blieb im Dorf zurück.
Du hattest die Idylle satt,
von der ich immer Klarheit pflück´.
Jetzt schreib auch ich den letzten Brief.
Werde vielleicht nochmal Kind.
Doch als ich deinen Namen rief
und eine erste Träne lief,
stand nichts auf jenem Blatt Papier -
blieb alle Traurigkeit bei mir;
zieht irgendwann im Sommerwind -
nur nicht hin, zu dir.
Nicht zu dir.
(c) Ralph Bruse