Landsommer
Ein Gedicht von
Ralph Bruse
Der Sommer macht sich groß im Land,
holt machtvoll alle Eile fort.
Die Amsel pfeift am Waldesrand
und nimmt ein feuchtes Sandbad, dort.
Die Wasserbüffel im Gehege
trödeln müde schon umher.
Um Birken führen Trampelwege
zum schmalen Bachlauf hin.
Doch der bleibt bei der Hitze leer.
Der Gaul im Stall will endlich raus
und scharrt, weit hörbar, mit den Hufen.
Dann tut sich was am alten Haus:
kommt endlich jemand, wie gerufen.
Der stolze Klepper dankt es stur
mit einem rüden Nasenstüber.
Was hat er?, denkt der Bauer nur
und fliegt ins Stallstroh, hintenüber.
Zu Mittag wird es irre heiss.
Pause für Mensch und Tier.
Der Bussard segelt noch im Kreis -
in blauer Luft, im Jetzt und Hier.
Der Bauer melkt die Lieblingskuh
im knappen Schatten, unter Bäumen.
Er schaut zum Haus hin, immerzu.
So kommt er schließlich auch ins Träumen.
War da nicht eben noch am Fenster...?
Ach was, das kann nicht sein.
> Du greiser Zausel siehst Gespenster
und redest dir das ein. <
Er schlurft ins Haus. Gefüllt die Kanne.
Setzt sich und schaut hinaus.
Morgen besucht er wieder Anne.
Ohne sie leert sich das Haus.
Das Fenster lässt er ganz weit offen,
wenn er ins Mittagsschläfchen sinkt.
In Tagträumen lässt es sich hoffen,
daß der Sommer sie ihm bringt.
*
Am Abend weht der Wirbelwind -
Genaueres: sein Enkelkind...
Stürmt Anne wild zu ihm herein.
(c) Ralph Bruse