Die Bank im Schatten
Ein Gedicht von
Ralph Bruse
Sie steht im warmen Sommerwehen -
sieht dort, die Bank am Wege.
Sie will nur ruhn, vom weiten Gehen;
fühlt sich endlos matt und träge.
Die letzten Schritte hin, zur Bank,
fallen ihr unsagbar schwer.
Sie kommt oft her, in stillem Dank;
spürt sich dann wieder etwas mehr.
Die dicke Eiche, ihr zur Linken,
senkt Schattenarme über sie.
Hier kann sie frei in sich versinken
und findet Friede, wie sonst nie.
Das Blätterrascheln nimmt sie ganz
mit fort, als flögen sie spazieren:
als würden Baum und sie im Tanz
sich da, am nahen Wald verlieren.
Sie lässt Erinnern in die Stille;
hüllt sich in jenes, was mal war -
zückt ihr Notizbuch, ihre Brille
und fährt sich durch´s verschwitzte Haar.
Dann schreibt sie ein paar Zeilen nieder.
Vielleicht wird es ein langer Brief -
blickt in die Ferne immer wieder,
als wenn sie nach jemanden rief.
Sie schreibt, als ginge sie auf Reise;
als könne sie an Uhren drehen.
Vergangenes....das Laute, Leise...
Von Liebe, Sehnen und Verstehen.
Auch ins Gestern schweift die Seele,
als ein ferner Freund ihr schrieb,
dass er alle Tage zähle -
von Zeit auch, die ihnen noch blieb.
...Daß er sie nochmal halten will,
in seinen rastlos zitternden Händen.
Dann sei es gut - und tröstlich still
und alles Bangen soll dann enden.
Versöhnt schrieb sie: wir sind vereint,
wohin wir wann auch gehen.
Zuviele Tränen sind geweint...
Sie stoppte jäh, um aufzusehen.
….Da steht jemand am Waldesrand;
winkt mit rastlos zittriger Hand.
Der Abendwind zischt flüsterleise,
als ruh auch er von langer Reise.
© Ralph Bruse