Weh, oh weh!

Ein Gedicht von Norbert Van Tiggelen
Oma schafft schon früh am Morgen,
sie fegt brav den Gehweg rein;
für ein paar beschissne Euros –
sie ist halt ein armes Schwein.

Danach geht sie Leergut sammeln,
meist im Park und in der Stadt.
Kommt sie nachmittags nach Hause,
zwickt ihr rechtes Schulterblatt.

Ab und zu, wenn sie gebraucht wird,
spült sie in ‘nem Restaurant;
ohne diese „Nebengelder“
wäre sie meist abgebrannt.

In der Kneipe, um die Ecke
putzt sie in der Früh die Klos;
danach zapft sie bis zum Mittag –
welch ein Leben – grandios!

Ihr Gemahl, der gute Willi,
lebt seit Jahren schon nicht mehr.
Arbeit war sein ganzes Leben,
trotzdem hat’s die Frau jetzt schwer.

Ihre Glieder schmerzen furchtbar,
jeder Schritt sie mächtig quält.
Dennoch muss sie täglich schuften,
weil es vorn und hinten fehlt.

Wo sind wir bloß hingekommen?
Deutsches Land, oh je oh je!
Du vergisst den kleinen Rentner –
tut dir das nicht selber weh?

©Norbert van Tiggelen 180917

Informationen zum Gedicht: Weh, oh weh!

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27.10.2017
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Norbert Van Tiggelen) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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