Endstation
Ein Gedicht von
Michelle Elsigan
Wer bin ich ohne Drogen?
Hab ich mich die ganze Zeit nur selbst belogen?
Schon lange begleiten sie mich durch mein Leben.
Noch nie kam mir in den Sinn sie aufzugeben.
Obwohl ich weiß, dass sie mich immer mehr zerstören,
fühlt es sich so an als würden sie zu mir gehören.
Die Gefahren des Konsums sind mir schon lange bekannt.
Trotzdem bin ich immer weiter in mein Verderben gerannt.
Habs mir leicht gemacht und jedes Warnsignal ignoriert.
Problemlos habe ich alles ausgeblendet, das mich irritiert.
Aber mach dir keine Sorgen! Ist alles nur Spaß und halb so wild.
Sich Probleme schön zu reden ist echt einfach, solange es die Gier stillt.
Mein Leben habe ich hiermit selbstständig ruiniert.
Aber was solls, wenn selbst die Zeit langsam alle Bedeutung verliert.
Ohne Weiteres habe ich die Konsequenzen hingenommen und akzeptiert.
Jeden Schlag in die Fresse habe ich ohne zu zögern freiwillig kassiert.
Jahre lang bin ich geflogen, ohne jemals wieder zu landen.
Wie fühlte es sich an als meine Beine noch auf festem Untergrund standen?
Könnte ich doch nur auf den Boden der Tatsachen knallen.
Nur um nicht jedes Mal in dieses leere Nichts zu fallen.
Jetzt hänge ich irgendwo im Nirgendwo und komm nicht mehr vom Fleck.
Diese Gier. Dieses Elend. Dieses schreckliche Gefühl von Leere geht nicht weg.
Fühlt es sich so an, wenn man jeden Bezug zu sich selbst und allem Bekannten verliert?
Und einem klar wird, dass die Person, die man dachte zu sein, nur in Erzählungen existiert?
Bin gefangen im endlosen Nichts, indem ich mich immer mehr verirre.
Musste es wirklich so weit kommen, bis ich es endlich kapiere?
Es ist als hätte jemand alle Luft aus mir gelassen.
Alle Kraft. Alles Leben. Alles hat meinen Körper verlassen.
Kann nicht denken. Nicht aufstehen. Kann mich nicht rühren.
Ich kann mich selbst nicht mehr spüren.
Ich möchte weinen, schreien oder mich austoben.
Doch etwas schlug mich nieder und warf mich zu Boden.
Werde ich so also sterben?
Alles für ein paar Scherben?
Mein Suchtverlangen wird immer mehr und mehr.
Ich hatte noch nie viel, doch jetzt bin ich leer.
Bald hat mich das leere Nichts komplett verzehrt.
Ist dieses begrenzte Gefühl von Lebendigkeit das alles wert?