Zugfahrt
Ein Gedicht von
Michael Metzger
Fahrt über Schienen, schlangenhaft
Sich wild windende Gleise,
Als Erholung angedacht,
Verläuft sie doch auf zähe Weise.
Von Bahnhof zu Bahnhof,
Im Gedränge der Menschen,
Die wie im Fieber-Wahn noch
Um jeden Platz kämpfen.
Vorbei zieht die Landschaft,
Die immerzu wechselt,
Wie im Zuge die Mannschaft,
Der sich mühsam vom Fleck quält.
Häuser, Flüsse, Gärten,
Erscheinen vor dem Fenster,
Menschen und Bäume werfen
Schatten wie Gespenster.
Auf den Sitzen und Bänken:
Unterschiedlichste Gesichter,
Die schweigen, lachen, denken,
Von draußen leuchten Lichter,
Auf dem Meer der Großstadt,
Das der Zug rasch durchschwimmt,
Mal fühlt sichs an wie Montag,
Ganz missmutig gestimmt.
Dann ist man wieder heiter,
Vielleicht will man nur lesen,
Die Fahrt geht zügig weiter,
Im Bistro lockt der Tresen.
Der Zug zeigt das Land
In seiner ganzen Vielfalt,
Ob obskur, ob bekannt,
Auf seinem Weg zum Zielhalt.
© Michael Metzger, 2022.