Es geht uns doch gut
Ein Gedicht von
Michael Jörchel
Uns geht es noch zu gut,
viel zu gut um Irgendetwas unternehmen zu wollen.
Solange wir eine räumliche Distanz haben,
solange es uns so gut geht,
dass wir uns noch das Elend der Anderen
aus dem Fernsehsessel ansehen können,
dass wir Fenster haben um uns,
scheinbar,
vor der Außenwelt zu verschließen.
Solange wir ein Dach über dem Kopf haben,
das verhindert,
dass uns der Himmel auf den Kopf fällt.
Solange wir Kleidung haben,
die uns wärmt
wenn eine Eiseskälte die Welt durchstreift.
Solange die Nahrung aus dem Supermarkt kommt
und wir nur zugreifen müssen
sobald uns der Hunger heimsucht.
Solange werden wir uns nur Gedanken
über das Elend in der Welt machen
während wir vor dem Fernseher sitzen
und uns, beim Abendesen,
mitleidsvoll,
Berichte vom Elend der Anderen ansehen.
Solange werden wir auch nichts
dagegen
unternehmen.
© Michael Jörchel