Disneys Schneewittchen
Ein Gedicht von
Michael Jörchel
Es hängt ein Spiegel an der Wand
in einem goldenen Rahmen.
„Wer ist die Schönste hier im Land?“
Hört man die Königin stets sagen.
Und der Spiegel der sagt ihr,
die Stimme laut und klar,
„Die Schönste, die seid ihr.“
Diese Antwort war wohl wahr.
Sie ist die Schönste hier im Land
und so soll es immer bleiben.
Und jeder, der es nicht so fand,
der musste schrecklich leiden.
Doch eines Tags, o weh, o schreck,
sie konnte es nicht glauben,
blieb die gewohnte Antwort weg.
Wer mag ihr nur die Schönheit rauben?
Schneewittchen wars, so jung, so rein
denn die Jugend, die ist schön.
Jung, das müssen alle sein.
Ne alte Frau will niemand sehen.
Sofort rief sie den Jägersmann
und befahl ihm dann sogleich,
dass er Schneewittchen meucheln kann
„Und bring das Herz von ihrer Leich.“
Doch der Jäger sah den Schmerz.
Es war zum Haare raufen.
Und er fasste sich ein Herz.
Und ließ Schneewittchen laufen.
Doch der Betrug fiel sehr schnell auf.
Der Spiegel hat es ihr verraten.
So nahm das Schicksal seinen Lauf
Und ließ nicht lange auf sich warten.
Schneewittchen war, wir wissen es,
natürlich bei den Zwergen
und wie es stets zu lesen ist
hinter den sieben Bergen.
Und Disney schrieb, die Königin
war eine böse Frau
dazu war sie noch Zauberin
und auch ziemlich schlau.
Sie braute sich schnell einen Drink,
der sie „alt“ und „hässlich“ macht
und dann eilte sie geschwind
in die sternenlose Nacht.
Dabei habe ich mir dann gedacht:
„Wenn du schon eine Hexe bist,
warum hast du dich denn nicht „schön“ gemacht?
Schöner, als Schneewittchen ist.“
Zwei Versuche gab es dann
um das Schneewittchen zu vernichten
Sie bot „totschicke" Sachen an
Die Zwerge konnten es dann wieder richten.
Doch beim dritten bot sie dann
Schneewittchen einen Apfel an
So dass man dann auch sagen kann.
„Es gelang der böse Plan.“
Dreimal wurde sie betrogen,
und sie hat nichts daraus gelernt,
keine Schlüsse draus gezogen,
vom Denken war sie weit entfernt.
Schneewittchen war nun Mausetot,
Im Sarg aus Glas kann man sie sehen
Der Anblick, der sich jedem bot,
sie war so jung und wunderschön.
Dann kam ein Prinz heran geritten
und sah dann das Schneewittchen liegen
„Oh, Schöne, wie hast du gelitten.
Deine Leiche muss ich kriegen.
Überlasst mir diese Frau
Ich nehme sie mit mir in mein Reich.
Dort möcht ich täglich sie anschauen“
Falls ihr noch wisst,
wir reden hier von einer Leich.
Es leuchtete das Abendrot,
Schneewittchen war noch immer tot
Da gab er ihr noch ganz zum Schluss
einen sanften zarten Kuss.
Dann spuckte sie den Apfel aus.
Kam er tatsächlich durch den Kuss heraus?
Natürlich war es nicht der Kuss,
es war der Zwerg, der ganz am Schluss
er kam plötzlich aus dem Tritt
wobei der Sarg ihm dann entglitt.
Auf den Boden prallte sie
worauf sie den giftigen Apfel spie.
Und die Grimms schrieben es nieder,
Schneewittchen lebte danach wieder.
Dann stieg sie auf des Prinzen Ross
Und Beide ritten sie zum Schloss.
Und da sehen wir es wieder mal
die kleinen haben Müh' und Qual.
Und ist der Karren erstmal aus dem Dreck
dann kommen die Großen und nehmen ihn weg.
Da geht sie hin, die schöne Maid
mit dem ersten Prinzen den sie traf
feiert mit ihm gleich Hochzeit
verliebt, gefügig und sehr brav.
Was lernen wir aus der Geschicht?
Alte Frauen mag man nicht.
Nur wenn sie jung und faltenfrei
sind sie im Leben noch dabei.
Doch wenn ich was von „Leben“ sag,
dann meine ich den Heiratsmarkt.
Die Frau muss schön sein, nicht so klug,
ist sie treu, ist es genug.
Doch ist sie stark und sehr gescheit,
ist sie gleich ein böses Hexenweib.
Dann muss sie vernichtet werden,
ausgerottet, hier auf Erden.
Kluge Frauen will man nicht
Man(n) verliert dann sein Gesicht.
Und alt und faltig muss nicht sein.
Was zählt ist nur der äußere Schein.
© Michael Jörchel