Jeder Fetisch hat auch -isten!
Ein Gedicht von
Micha Schneider
„Sex normal“ kommt aus der Mode,
„Sex ganz anders“ hat Methode.
Stars der Fernseh-Sendelisten
sind allein die Fetischisten:
Ganz in Lack gehüllt lockt Mami,
Papa liebt 'nen Plastik-Dummy.
Tante Helga trägt gern Leder.
Aus dem Fernseh'n weiß das jeder.
Ledern scheint sogar ihr Busen,
den sie feilbietet zum Schmusen
und herabhängt bis zum Bauch –
Nippelringe trägt sie auch.
Peitschen-Olga steht am Strand,
führt an einem Hundeband
Sklaven-Otto, den Devoten,
der läuft gerne auf vier Pfoten.
Otto ist jetzt Maskenträger,
hauptberuflich Kammerjäger.
Wenn im Leben sonst auch reinlich,
ist es Otto gar nicht peinlich,
daß er Olgas Stiefel leckt,
wenn zur Folter sie ihn streckt.
Mag auch Schläge auf den Po –
dient des Öfteren als Klo.
Wurstverkäuferin Annett
nennt sich selbst gern „Lady Fat“.
Karl, ihr Ehemann, ist dürr,
spült in Nylons das Geschirr.
Wie ein Fisch am Haken zappelt
er, wenn sie zum Kühlschrank schwabbelt.
Dürres Männlein wird zum Mann,
wenn er darf an Fettfleisch ran.
Und er findet es ganz toll,
stopft Annett mit Wurst sich voll.
Karl war früher Eisenbahner –
jetzt Hartz-4-Empfänger und Veganer.
Jeder Mensch hat Hintertürchen
auf der Suche nach Plaisierchen.
Manche brauchen Sex mit Herz,
andere hingegen Schmerz.
Einer kann in Windeln nur
oder festgezurrt mit Schnur.
Und nicht alle gehen tauchen,
deren Leiber Gummi brauchen.
Nippes, Neopren und Noppen
nützen manchem Fan beim Poppen.
Ganz gleich, was versteckt in Kisten –
jeder Fetisch hat auch -isten!
© Micha Schneider