Der Rennfahrer

Ein Gedicht von Micha Schneider
Es war einmal ein flotter Finne,
der fuhr nur eine Nuckelpinne.
Doch bald schon hörte man ihn tönen,
er sei „the next Kimi Räikkönen“.

Er motzte auf sein treu’ Gefährt,
das kaum noch war die Mühe wert.
Vergaß darüber Frau und Kind,
die stets des Wahnsinns Opfer sind.

Sehr oft arbeitete er nur „Teilzeit“
und hatte deshalb bald mehr Freizeit.
Denn sein bislang duldsamer Boß
war schnell Geduld und Finne los.

So kam es, wie es kommen mußte:
Es schwand die finanzielle Puste.
Zweihundert hier, dreihundert dort –
selbst das Ersparte war bald fort.

Denn alles Geld floß ins Vehikel,
das optisch anschwoll wie ein Pickel –
auch hier das Manko schönen Scheins:
Aus Schrott wird niemals Formel Eins!

Des Finnen Traum somit verflogen:
Geld weg, Familie ausgezogen.
Da er nun einsam ist und arm,
jobbt er auf einer Rentier-Farm.

Dort nimmt das Schicksal seinen Lauf:
er fährt die Tiere zum Verkauf.
Ein Formel-Renner niemals war er –
doch ist er jetzt ein „Rentierfahrer“!

© Micha Schneider

Informationen zum Gedicht: Der Rennfahrer

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03.12.2016
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Micha Schneider) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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