Das Wochenende

Ein Gedicht von Micha Schneider
So neigt sich nun das Wochenende
dir zu, was ganz in deinem Sinn.
Im Schoße ruhen deine Hände –
weißt auch nicht recht, wo damit hin.

Gekauft sind alle guten Sachen,
gottlob hat man dich nicht beklaut.
Jetzt fehlt nur noch ein Film zum Lachen
oder ein Film, der leicht versaut.

Die Kinder toben laut im Garten,
die Sonne hat sie ’rausgelockt.
Auf deine Frau mußt du noch warten,
da beim Friseur sie samstags hockt.

„Ich trink’ ein Bier noch auf die Schnelle!“
so denkst du jetzt, ganz der Pragmat.
Rasch kippst hinunter du das Helle
und rennst darauf zum Automat.

Die Zigaretten hast du vergessen
zu kaufen dir in Windeseile.
Oftmals von Hektik ist besessen,
wer nur betritt die Einkaufsmeile.

Heraus ziehst du voll Gier die Schachtel
und steckst dir einen Stengel an.
Da rempelt dich ’ne alte Wachtel
ganz ungerührt von hinten an.

Erst willst du lauthals dich beschweren
reibst wütend dir den schmerzend’ Leib.
Doch änderst du schnell dein Begehren –
die „Wachtel“ ist dein eigen Weib.

Hast alles du beisammen nun,
was dir zum Glücke hat gefehlt,
läßt Beine du und Hände ruh’n,
was dich jedoch alsbald sehr quält:

Obwohl man mit den Wochenenden
Erholung hatte einst im Sinn,
so weiß man dennoch mit den Händen
aus Langeweile niemals recht wohin.

© Micha Schneider

Informationen zum Gedicht: Das Wochenende

220 mal gelesen
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15.07.2017
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