Das Virus

Ein Gedicht von Micha Schneider
Wie leergefegt ist unsere Stadt.
Froh ist ein jeder, der nichts hat,
was den Symptomen ähnlich sähe.
Die Leute hoffen, daß sie schnell vergehe,
die Seuchenkrise weltumspannend,
die jetzt die Menschheit übermannend
und lautlos schleichend wie ein Gift
bis tief ins Mark uns alle trifft.

Kein Mensch denkt nunmehr noch an Tanz,
geht sogar ängstlich auf Distanz,
weicht selbst den engsten Freunden aus,
und wer es kann, der bleibt zuhaus’.
Straßen und Plätze gleichen Wüsten,
niemand macht Urlaub an den Küsten,
sitzt im Familienkreis am Meer –
die Strände sind nun menschenleer.

Derweil vergeht keine Sekunde,
keine Minute oder Stunde,
ohne daß man ständig hört,
was uns da Übles wird beschert
durch diese Grippenpandemie.
Ist gar ein Kraut gewachsen gegen sie,
weiß derzeit niemand so genau,
denn solch ein Virus ist sehr schlau.

Weil es besetzt mit sehr viel Tücke
die mikroskopisch kleinste Lücke,
nutzt sogar Schwächen der Behandlung
stets klug zur eigenen Verwandlung.
Kann sich gut überall verstecken
in kleinsten Ritzen, Nischen, Ecken,
hockt lauernd in den Zellmembranen
und knabbert dann an den Organen.

Die Tiere, Pflanzen und die Keime,
sie alle stammen aus dem Schleime,
der uns als „Ursuppe“ bekannt.
Daher geh’n auch von Hand zu Hand
in Körper, Blätter und in Schoten,
zumeist durch Mäuler mittels Pfoten
Viren, Bazillen, Bakteriophagen –
allesamt Geister schlimmster Plagen!

Aus diesem Jahrmillionen alten Krieg
trug stets nur einer heim den Sieg:
Gegen den TOD gibt’s keine Pillen –
es sterben Menschen UND Bazillen.
Das selbe Schicksal wie uns Tieren,
droht Pflanzen, Pilzen, doch auch Viren.
So tröste dich: Was uns verdirbt,
erkrankt selbst irgendwann und stirbt!

© Micha Schneider

Informationen zum Gedicht: Das Virus

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19.03.2020
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Micha Schneider) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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