Zucht und Ordnung braucht die Bande

Ein Gedicht von Martina Wiemers
Schlecht sah der Herr Nikolaus,
heute morgen wieder aus,
hatte Löcher in den Socken,
als er schippte weg die Flocken.

Unrasiert und ungekämmt,
Knöpfe fehlten ihm am Hemd,
trat er derb nach meiner Katze,
brach ihr dabei eine Tatze.

Voller Wut rief er ganz laut,
zu seiner Frau der Edeltraud:
"die Tusse hat vom Arbeitsamt,
mich jetzt zum Weihnachtsmann verdammt.

Soll die schweren Säcke schleppen,
für die Kinder und die Deppen,
schinden auch bei schlechtem Wetter,
da ist es zu Hause netter."

Dann griff er nach seiner Flasche,
in der rechten Manteltasche,
trank `nen Schnaps gegen den Frust
und nahm gleich noch zwei zur Brust.

Hab ihn nachmittags getroffen,
saß beim Doktor, stockbesoffen,
klagte über seinen Rücken,
könnte sich so gar nicht bücken,

raunzte grob die Tochter an,
von Fatima und ihrem Mann,
hätt am liebsten mit der Knute,
geschlagen auf die kleine Schnute,

musst ja zeigen dieser Brut,
was ihnen fehlt und täte gut.
Zucht und Ordnung braucht die Bande,
wie so Mancher hier im Lande.

Wenn "Er" hier was zu sagen hätt,
ging es Solchen nicht so nett,
die pflegen nur die faule Haut,
nachdem sie uns die Jobs geklaut.

Als ich seine Worte hörte,
mich das wirklich sehr empörte,
doch die Anderen im Raum,
störte das wahrscheinlich kaum.

Sah so Manchen heimlich nicken,
fragte mich, wie die wohl ticken?
Wo bleibt denn die Menschlichkeit,
in der so heilen Weihnachtszeit?

© martina wiemers
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Informationen zum Gedicht: Zucht und Ordnung braucht die Bande

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28.11.2011
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