Die Brücke

Ein Gedicht von Markus Bürki
Zum neuen Jahr 2016


Ein Handelsweg von alters her
vom Euphrat führt ans Schwarze Meer.
Hier bei Yagan ist eine Lücke.
Seldschuken bauen drum die Brücke.

Der Warentausch ist intensiv,
und das Geschäft sehr lukrativ.

Es dient das Werk nicht bloss dem Handel.
Kollateral bewirkt es Wandel,
versöhnt Muslime, Juden, Christen
und Heidenvölker mit Buddhisten.

Doch währt nicht lang die Toleranz,
vorbei ist bald der Eiertanz.

Denn Jahwe’s, Gottes, Allah’s Schranzen
betrachten sich als die Instanzen,
die Macht von ihrem Herrn erhalten,
den rechten Glauben zu verwalten.

Beseelt von heil‘ger Mission -
sie führen Krieg um Religion.

Im Kern zerstört ist rasch der Handel.
Kollateral bewirkt es Wandel.

Nun sind sich fremd Muslime, Christen,
Juden, Heiden und Buddhisten.
Vergessen ist des Reichtums Quelle,
und Feindschaft tritt an deren Stelle.

Die Brücke? Ja, dies edle Werk
steht bei UNESCO im Vermerk.

Doch schnöd beraubt der Funktion
als Friedenshort der Region,
fällt sie jetzt zu, als billig Erbe,
dem örtlichen Transportgewerbe.

Ist diese Welt noch reparabel?
Antwort gäb‘ Lessings „RINGPARABEL“.

Die Hoffnung keimt, wenn auch nur leise,
dass, munkelt man, „NATHAN DER WEISE“
in allen Schulen hier auf Erden
soll bald zur Pflichtlektüre werden.

Markus Bürki Schlosswil

Informationen zum Gedicht: Die Brücke

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01.01.2016
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Markus Bürki) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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