Wir – die reinen Herzens sind...
Ein Gedicht von
Marcel Strömer
Wir – die reinen Herzens sind,
auf uns habt ihr eure Brücken gebaut,
mit eurer gefrässigen Lust
und euren nie endenden Laster.
Unsere Ahnen habt ihr ins Blutbad gestürzt,
unsere Geschichte entstellt,
und unsere Häupter entehrt.
Wir – die Erben eurer Machenschaften,
haben still die psychischen Lasten getragen.
Wir – die reinen Herzens sind...
Ihr habt uns zu Sklavendienst,
zur Pufferzone eurer inneren Bitterkeit auserkoren.
Wir durften nicht rufen noch schreien,
erstickt im Wohlstandsgeschrei,
und selbstverlogen-verbogenem Deutschlandstolz.
Auf einen Betrug folgt der nächste.
Ein Volk ohne Gesicht – aufgesetzte Masken,
durch Arbeit nie befreit, nur tiefe Bitterkeit.
Nie der Schmach und Widerlichkeit
vergangener Tage gestellt.
Geheuchelte Reue, geheuchelte Religion.
Eure Kinder geschlagen, misshandelt,
kinderfeindliches Vaterland.
Eine Wiedervereinigung, die so einseitig verlief,
kurze Selbstbefriedigung.
Ohne Plan und Gerechtigkeit.
Einer aufgedunsenen Mutterfigur Amerika
habt ihr dümmlich nachgeeifert,
eure Seelen verkauft,
eure Sprache und Kultur begraben.
euren Kritikern schon in den Geburtswehen
die Köpfe enthauptet.
Eure Gesellschaft selektiert,
Andersartigkeit entfernt.
Eure Visionäre und Künstler ausgehungert
und zu Sozialfällen degradiert.
Von Außen nach Innen immer mehr wegrationalisiert,
Phantasie und Möglichkeit nie Nährboden geschenkt.
Ein Vaterland – das seine Mutter frisst, samt den Kindern.
Wir – die reinen Herzens sind...
© Marcel Strömer
(Magdeburg, 31.08.2004)
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