blau

Ein Gedicht von Marcel Strömer
Frühmorgens
reges Treiben in der sonnendurchfluteten Stadt

dort auf dem Marktplatz
zwischen schmalen und gelb getünchten Giebelhäusern

füllen sich die Gassen schnell
im Stadtbrunnen funkelt das Silber und Gold

schon wird fleißig getrödelt und gefeilscht
dort versammelt sich Farbe und Lachen

mutig zum einstudierten Wortgefecht bereit
trifft sich eine Horde Wutbürger

der erregte Straßenkampf beginnt pünktlich
Gesichtszüge entgleisen, überstürzen Augenblick

hinter ihnen auf trostgrauem Treppenabsatz
sitzt mit Leid auf Seele tätowiert, hungerndes Seelenknäul

jeder fühlt, füllt Bauch
sehr entschlossen um Überleben zu sichern

der Atem der Welt scheint erstaunlich spürbar nahe
manchmal verbindet er sich zu Wattewolken

„Er ist wieder blau“ sagt die eifrige Gruppe
zeigt mit Zeigefinger lässig-mitleidig auf ihn

er kann es nicht hören und will es auch nicht
er blickt zum Himmel




© Marcel Strömer
(Magdeburg, den 12.06.2015)

Alle Rechte vorbehalten, besonders das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung, sowie Übersetzung. Kein Teil des Textes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder verarbeitet werden!

Informationen zum Gedicht: blau

379 mal gelesen
(Eine Person hat das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 4,5 von 5 Sternen)
-
12.06.2015
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige