Strichmännchen

Ein Gedicht von Klaus Lutz
Sieben Striche soll das Männchen haben

Der erste Strich ist der Kopf. Ganz dünn
damit nicht viel hinein geht. Und das Männchen
sich leicht beherrschen läßt. Und nur das lebt
was von Ihm gewollt wird. Und nie auf eigene
Ideen kommt. Und dann immer nur so funktioniert
wie Andere es wollen.

Der Zweite Strich ist der Hals. Dick und Starr soll
er sein. Damit das Männchen nicht nach Links
und Rechts schauen kann. Und nur wenig begreift
von dem was um es her geschieht. Und nur in die
Richtung sieht die Andere wollen.

Der dritte und vierte Strich sind die Arme. Die
müssen Kräftig sein. Damit es fleißig arbeitet
Und sich mit keinem anderen Männlein unterhält.
Und doch auf eigene Gedanken kommt. Und dann nicht
mehr so funktioniert wie Andere wollen.

Der fünfte Strich ist der Bauch. Der muß
dünn sein. Damit das Männchen billig ist.
Und keine Ansprüche stellt und genügsam bleibt.
Und auch nie nach Mehr fragt. Sondern sich nach
jedem Almosen bedankt. Und so Wunschlos ist wie
Andere wollen.

Der sechste und siebte Strich sind die Beine.
Die dürfen nicht leicht sein. Sonst könnte sich das
Männchen gut bewegen. Und würde nicht auf
seinem Platz bleiben. Und dorthin gehen
wohin es nicht soll. Und möglicherweise etwas
sehen , was es dann doch zum nachdenken
bringt. Und so dann nicht bleibt wie Andere wollen.

©Klaus Lutz

1990



Klaus Lutz, Anmerkung zum Gedicht

Ich kam, von der Arbeit nach hause. Und,
nichts ging mehr. Ich hab mich, an den
Schreibtisch gesetzt. Ohne eine Idee.
Leer in der Birne. Und fertig mit Allem.
Und, habe so ein Srichmännchen gemalt.
So wie ich mich gefühlt habe. Das, was
ich auch bin. Und dann, habe ich den
Text, dazu geschrieben. Zu jedem Strich
ein paar Sätze. Und ich wußte, mir ist
ein Text gelungen. Das Strichmännchen!
Die Zeichnung eines Kindes war es. Mit
der ich wieder ein Erwachsener war. Mit
dem Wissen. Das ich Überlebe. Und das
ich überlebt habe. Und ausgehalten habe.
Bis zur letzten Runde. Besiegt aber
Überlebt. Und, bereit für einen Neuan-
fang. Für den nächsten Kampf. Bereit,
besser zu werden. Bereit, wieder auf zu
stehen. Für für diesen Kampf. Der das
Leben ist. Und es zeigen. Von Runde zu
Runde. Ich taumele. Ich bin am Ende.
Aber der Funke die letzte Kraft. Wird
es sein, mit der ich wieder aufstehe.
Mit der ich immer wieder aufstehe:
"Besiegt aber Unbesiegbar."

Informationen zum Gedicht: Strichmännchen

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13.02.2019
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