Die Teeecke
Ein Gedicht von
Klaus Lutz
Ich habe das Schlafzimmer aufgeräumt.
Ich habe die Küche geputzt.
Ich habe im Wohnzimmer alles in Ordnung gebracht.
Und sitze jetzt in meiner Teeecke.
Und denke so nach:
Über all den Hass auf dieser Welt.
Über all die Angst auf dieser Welt.
Über all das Kranke auf dieser Welt.
Und wie sehr ich mich bemühe,
das alles in einem Satz zu sagen.
So eine Formel zu finden,
mit dem das alles erträglich wird.
Und ich genieße dabei den Platz an dem ich sitze.
Den Tee. Und was ich lese. Und denke mir so.
Vielleicht ist es dieser Platz.
Vielleicht ist dieser Platz, alles was ich suche.
Die Weltformel für das wahre Glück.
Die Weltformel für die wahre Liebe.
Die Weltformel für das wahre Leben.
Ich war heute einkaufen.
Ich habe ein paar Briefe geschrieben.
Ich habe mit einer Freundin telefoniert.
Und sitze jetzt so in meiner Teeecke.
Und denke so nach.
Über all das was der Mensch ist.
Über all das was die Welt ist.
Über all das was das Leben ist.
Und wie sehr ich mich bemühe, dass alles klar zu sehen.
So einen Gedanken zu finden, der das alles erklärt.
Und ich sehe dabei den Platz an dem ich sitze.
Mit Notizen. Mit Gebäck. Mit Fotos.
Und denke mir so.
Vielleicht ist es dieser Platz
Vielleicht ist dieser Platz alles was ich suche.
Die Weltformel für die wahre Idee.
Die Weltformel für den wahren Freund.
Die Weltformel für das wahre Wissen.
Ich schmuggele mich so durch die Tage.
Mit einer schweren Behinderung.
Mit allerlei Krankheiten.
Mit allem, was es an Verlorenheit gibt.
Und sitze dann in meiner Teeecke.
Und denke so nach.
Über die Sekunden wo ich trotzdem liebe
Über die Sekunden wo ich trotzdem lächle
Über die Sekunden wo ich trotzdem bin.
Und wie sehr ich mich bemühe, das alles zu verstehen
So immer wieder Kraft zu finden, die mir etwas gibt
So alle Gedanken, mit denen ich nicht aufgebe.
Und ich denk mir so.
Vielleicht ist es dieser Platz.
Vielleicht ist dieser Platz alles was ich brauche.
Hier bin ich die Weltformel von Gott
Hier bin ich die Weltformel der Liebe
Hier bin ich die Weltformel des Siegers.
Klaus Lutz