Der Marterpfahl
Ein Gedicht von
Klaus Lutz
Ich war am Marterpfahl gefesselt. Indianer haben
um mich her getanzt. Mit all ihren Gesängen. Mir die
seltsamsten Späße gezeigt. Mit Ihren Tomahawks
nach mir geworfen. Eben so mit Ihren Jagdmessern.
Zuerst über meinem Kopf. Dann immer näher am
Kopf. Das war das Ende von mir. Es gab keine
Rettung für mich. Mein Skalp war Ihnen schon
sicher!
Dann hatte ich die Idee. Wie ich wieder in Freiheit
komme. Ich gab meine letzte Kraft dafür. Und hatte
den Mut. Ich stimmte in ihren Kriegsgesang mit ein
Aber, mit völlig schräger Stimme. Dann sahen mich
die Krieger mit Schrecken an. Gelähmt von meiner
Stimme. Die nie einen Ton traf. Dann übten die
Krieger mit mir. Jedoch ohne Erfolg!
Dann zogen sich die Indianer zurück. Nach einer
Stunde kam der Häuptling. Schnitt mir die Fesseln
durch. Und ging mit mir zu seinem Wig Wam. Dort
wartete die Familie. Drei Frauen. Und sieben Töchter
von ihm. Nach dem Bisonragout. Und dem
Honigpudding. Der Friedenspfeife. Und einem kleinen
Palaver. Gab es dann die Befehle für mich!
Ich folgte Kamandu. Der ersten Tochter des Häuptlings.
Bis zu einem Fluss. Wir setzten uns ins Gras. Sprachen
dann ein wenig über Mokassins. Und Salbe aus Blumen.
Und übten dann den Gesang. Ohne Erfolg. Dann wurde
es Kamandu kalt. Und wir legten uns unter die Decke.
Dann, auf einmal, war mein Gesang perfekt. Unter der
Decke. Ohne Übungen!
Dann nach Tagen des Gesangs. Unter der Decke. War
ich der perfekte Sänger. Kamandu war Glücklich. Und
der Häuptling strahlte. Ich war der beste Sänger. Und
jeder Indianer bewunderte mich. Wurde ein Krieger
des Stammes. Und musste jetzt Büffel jagen. Und
hinaus gehen in die Prärie. Und die Büffeljagd lernen.
Das war der Befehl des Häuptling!
Ich folgte dann Siringa. Der zweiten Tochter des
Häuptling. Bis zu den Büffeln. Siringa nahm Pfeil und
Bogen. Machte mit mir Übungen. Ich blieb aber ohne
Treffer. Dann tat Siringa die Schulter weh. Und ich
massierte Siringa: "Die Schulter! Die Brust! Das
Becken!" Dann kam der Erfolg. Nach Tagen der Praxis.
Da traf jeder Pfeil!
Siringa war glücklich. Das jeder Pfeil von mir traf. Und
auch der Häuptling war glücklich. Ich war der beste
Jäger. Und jede Squaw wollte einen Pfeil von mir. Und
alle Krieger waren Stolz auf mich. Ich war nun der
Jäger des Stammes. Und musste nun Beeren suchen.
Und die guten Beeren kennen lernen. Das war der
Befehl des Häuptlings!
Ich folgte dann Samanu. Der dritten Tochter des
Häuptlings. Bis zu den Wiesen. Dort musste ich mich
Blind stellen. Samanu nahm die Hand von mir. Und
ich durfte Beeren tasten. Spitze Beeren. Ganz fest.
Weiche Beeren. Sehr flaumig. Feuchte Beeren. Ganz
sanft. Dann sah ich all die Beeren. Und biss in sie.
Ganz milde! Und mochte jede von Ihnen. Jede einzelne
Beere!
Samanu war glücklich. Dass ich ihre Beeren mochte.
Und auch der Häuptling war darüber glücklich. Dass
ich nun die Beeren kannte. Und die Beeren warteten
auf mich. An jedem Tag. Und die Krieger freuen sich
für mich. Und die Squaws freuten sich. Das ich ihre
Beeren mochte. Nun musste ich Bären zähmen. Das
war der Befehl des Häuptlings.
Ich folgte dann Manas. Der vierten Tochter des
Häuptlings. Bis zu den Bergen. Es wurde Nacht. Und
Manas erzählte Geschichten. Von dem kleinen Bär.
Der jedes Spiel mag. Mit den Händen. Mit den Worten.
Mit den Blicken. Und Nachts sah ich den kleinen Bär.
Küsste Ihn. Und wir hatten Spaß. Und Manas lächelte!
Manas war glücklich. Das ich ihren kleinen Bär mochte.
Und auch der Häuptling war darüber Glücklich. Das
ich nun kleine Bären zähmen konnte. Und jeden Tag
besser. Und die Krieger achteten meinen fleiß. Und
jede Squaw hatte einen kleinen Bär für mich. Nun
musste ich die blühendste Rose finden. Das war der
Befehl des Häuptlings!
Ich folgte dann Mirun. Der fünften Tochter des Häuptlings.
Bis zu den Seen. Der Sommer war heiß. Und wir badeten
im See. Und lagen danach am Strand. Und redeten über
die blühendste Rose. Und wo diese Blume blühte. Dann
cremte ich Mirun ein. Und ich sah die Rose erblühen. Und
nahm sie. Und Stunde um Stunde. Blühte mit Mirun die
Blume!
Mirun war Glücklich. Das ich ihre Rose mochte. Und
auch der Häuptling war darüber Glücklich. Das ich die
blühendste Rose gefunden hatte. Die anderen Krieger
waren voller Respekt für mich. Und jede Squaw sah mich
an. Um die blühendste Rose, für mich, zu sein. Nun
musste ich den leuchtendsten Diamanten finden. Das
war der Befehl des Häuptlings!
Ich folgte dann Balina. Der sechsten Tochter des
Häuptlings. Bis zu den Höhlen. Hier sollte es Diamanten
geben. Ich suchte mit Balina. Tag um Tag. Aber ohne
Erfolg. Müde, setzten uns vor die Höhlen. In die Sonne.
Balina weinte. Ich drückte Sie. Und sah den leuchtendsten
Diamanten. Mit Küssen und endloser Liebe!
Balina war Glücklich. Das ich den Diamanten nun besaß.
Und all seine Facetten mochte. Und auch der Häuptling
war darüber glücklich. Das ich den leuchtendsten
Diamanten gefunden hatte. Die anderen Krieger waren
sprachlos. Und jede Squaw kam zu mir. Und ich weckte,
bei jeder, den leuchtenden Diamanten. Nun musste ich
ein weißes Einhorn finden. Das war der Befehl des
Häuptlings.
Ich folgte dann Napoluna. Der siebten Tochter des
Häuptlings. Bis zu der Lichtung des Waldes. Voller Licht
und Glanz. Und wir achteten auf jedes Leben. Aber kein
weißes Einhorn erschien. Napoluna war traurig. Und
ich redete mit Ihr. Sie lächelte. Und ich sah das Einhorn.
Nach vielen Umarmungen und Liebe blieb es. Mit den
Augen von Napoluna.
Napuluna war glücklich. Das ich das weiße Einhorn sah.
Und es mit jedem Blick mochte. Und auch der Häuptling
war darüber Glücklich. Das ich das weiße Einhorn
gefunden hatte. Und jeder Krieger war stolz. Und jede
Squaw besuchte mich. Und jede weckte das weiße
Einhorn mit mir. Und alle Träume wurden wahr. Nun
kam der letzte Befehl des Häuptlings. Mache jeden
Indianerstamm glücklich!
Nun bin ich hier. In der Welt. Der letzte wahre Indianer.
Habe einen Imbiss. Und vorerst diesen Indianerstamm.
Der will Bratwürste. Der will Pommes Fritten. Der will
Schaschlick. Und ist glücklich. Morgen gibt es auch Eis
bei mir. Nächste Woche kriegt der Imbiss neue Farbe.
Mit dem Glanz für das Leben. Das zeigt mir dann die
Welt. Sie lässt sich mit Farbe verändern. Aber nur von
Indianern!
(C)Klaus Lutz
Hallo!
Den Zugang zu diesem Text zu finden ist etwas
schwieriger, denke ich. Es ist so eine Ironie in
allem. Ein Witz in jedem Satz. Die Kunst das Leben
mit Spaß zu sehen. Das Wissen, was der Mensch
ernst nehmen sollte. Das Lächeln erkennen das
in allem geweckt werden will. Die Lebenskunst des
Alltagsclowns. Der die Leichtigkeit des Denkens
noch nicht verloren hat. Und auch nicht die
Erkenntnis und des Wesentlichen. Das Gedicht ist
einfach ein Spaß. Der sich die Lebensfreude nicht
nehmen lässt. Der Ausweg aus ernstesten Situationen.
Schlicht mit dem Wissen die Anderen nehmen das
auch nicht so ernst. Politik! Nachrichten! Corona!
(Wo ist die Grippe geblieben!) Am Ende geht das
Leben weiter. Jetzt habe ich den Faden verloren. Um
3:18 Uhr am Morgen. Das Leben ist schön. Und die
Kunst kann das beweisen. So hoffe ich das Gedicht
kommt an. Ich habe den Text so locker begonnen.
Am Ende waren es neunzehn Strophen. Und ich
glaube wer den Humor erkennt. Und sich auf den Text
einlässt. Und einen Zugang dazu findet. Der findet
das Gedicht gut. Wer weiß? Kann sein ich täusche
mich in diesem Fall auch. Ich nehme die
Hammertabletten. Und viele Schmerzmittel zur Zeit.
Und das dieses Gedicht einen durchgehenden Faden
hat ist nur eine Einbildung von mir. Der Text ist auch
sehr leicht aufgebaut. Wenn ihr es nicht einstellt,
kann ich das auch verstehen. Nach dreizehn vierzehn
Stunden wo ich daran gearbeitet habe, sehe ich das
nicht mehr so klar. Sage ich mal so. Wie auch immer.
Lyrik ist das größte Wagnis in der Kunst. Und
kann für jeden Schreiber peinlich werden. Ich habe
einen gestandenen Lyriker gekannt. Der hat sich
bei Aphorismen total blamiert. Nun gut. Ich wünsche
Euch das Beste. Seht es Euch an. Und wenn es keinen
Anklang findet lasst es weg. Bleibt stark. Denkt positiv.
Seht vorwärts. Da ist das Leben.
(C)Klaus Lutz