Das waren noch Zeiten!
Meist heißt er Max und meist trinkt er Bier,
und wenn ich allein sitze, setzt er sich zu mir
an den Tisch in irgendeinem Restaurant
und fängt unaufgefordert zu erzählen an:
von damals als er bei Dnjepoporschtag
mit seinen Kumpels in der Scheiße lag,
voll von Läusen, aber nichts in den Eingeweiden
und plötzlich sagt er : Mensch Don, das war’n noch Zeiten!!!
Da gab’s noch so was wie Kameradschaft
Und das gab mir bei leerem Magen die Kraft
Dass man trotz all der Scheiße am Leben bleibt.
Aber wenn ich so sehe, was sich da rum treibt
Und er zeigt mit dem Bierglas auf die Leute ringsum
Seine Hand sinkt runter, und er wird stumm….
Nein nicht ganz, ich hör wie von weitem:
Tja, Tja Don, das war’n noch Zeiten!
Und dann spricht Max weiter von der Zeit danach:
Alles verwüstet, und die Wirtschaft lag brach,
und um aufzubau’n musste man zusammenhalten
das versteht doch heut niemand mehr, vielleicht noch die Alten.
Heut denkt doch jeder nur noch an sich!
Wo hat das hingeführt, und ich frage mich,
war’s früher nicht besser, nein, Don, kein Streiten,
früher, tja früher, das war’n noch Zeiten.
Und wie er so dasitzt, es ist schon halb vier -
Die Augen sind glasig, er hat auch schon fünf Bier –
Da kommt mir ein Gedanke, man müßte probieren
Einen kleinen Krieg anzufangen und schnell zu verlieren
Dann könnten die Menschen, die so wie Max hier eben
Ständig in den Träumen von gestern leben
Endlich aufwachen und zu neuen Taten schreiten
Und ich hör sie schon sagen:
Don, das sind wieder Zeiten.
Ja, meinetwegen kannst Du jetzt lachen
Und ein paar geistreiche Bemerkungen machen
Über Menschen, die es nicht versteh’n
Heute zu leben, und die nicht seh’n
Dass auch heute schöne Zeiten sind.
Aber ich spüre auch wie die Zeit verrinnt,
denn manchmal erwisch ich mich grad noch beizeiten
sonst hätt’ ich selbst gesagt:
Das war’n noch Zeiten.