Vom Lehrerschreck zum TV-Star

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Ich denke wirklich nicht sehr schnell,
bin gar nicht intellektuell…
Bei Kreuzworträtsel muss ich passen
Sudokus lernte ich früh hassen…
Schon in der Schule war ich schlecht…
Warum? Ich weiß es selbst nicht recht…

Mein Grundschullehrer, Hubert Weiß,
der wurd‘ durch mich zum frühen Greis…
Ich schrieb bei ihm so manch‘ Diktat,
es wurde stets ein Unikat…
So viele Fehler schrieb ich rein,
Herr Weiß schrie einmal:“ Kann das sein?
Du bist ja sowas von beschränkt!“
Dann hat er sich im Fluss ertränkt…

Mit Zahlen hab ich auch Malheur,
die Lehrerin hieß Hilde Stör…
Ne alte Jungfer war sie auch,
mit einem dicken Wasserbauch.
Ich hasste sie von Anfang an,
so übel war ich mit ihr dran!
Sie peinigte mich immerzu,
doch irgendwann – da gab sie Ruh…


Das Nachsitzen war ich gewohnt,
doch einmal hat es sich gelohnt…
Frau Stör sah grad zum Fenster raus,
da schrie sie plötzlich „Hilfe, Klaus!“
Ich gab ihr rücklings einen Stoß,
was dann geschah, war furios!
Ein Schrei, ein Knall, schon war’s vorbei,
am Schulhof klebte „Lehrerbrei“…

Auch in den späten Flegeljahren,
hat mancher Lehrer schnell erfahren,
dass man mich ungestraft nicht rügt,
und dass mein „braver Schein“ wohl trügt…
Wer „blöd“ ist, dem verzeiht man leicht,
so hab ich doch noch viel erreicht.
Als Moderator meiner Show:
„Wie putze ich mein Katzenklo?“
wurd‘ ich berühmt und auch steinreich,
ich leb‘ im Luxus wie ein Scheich!

Es ist bekannt im deutschen Land,
dass die Kultur schon längst entschwand.
Im Fernseh’n sieht man’s jeden Tag,
mein „Katzenklo“ ein jeder mag.
Mein neuer Plan ist äußerst chic,
ich geh jetzt in die Politik.
Ich bin ein Star, charmant und cool
und säge schon an „Angies“ Stuhl…

Informationen zum Gedicht: Vom Lehrerschreck zum TV-Star

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16.05.2015
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