Nachts auf dem Friedhof Père Lachaise
Als Jugendstreich war es gedacht,
so ging ich einst in dunkler Nacht,
ich fühlte mich als starker Held,
zum größten Friedhof dieser Welt.
Ein Freund, Hans-Dieter, war dabei,
wir hielten es für Spielerei,
bewältigten die hohe Mauer
nicht ohne unterdrückten Schauer.
Stockdunkel war’s, ich weiß es noch,
ein Rabe, der flog krächzend hoch,
Der Mond schien fahl auf mein Gesicht,
doch meine Angst, die sah man nicht.
Hans-Dieter ging ganz nah bei mir
und sagte leis‘: „Ich friere hier!
Mir ist, als streift mich Todeshauch,
spürst Du es nicht, fühlst Du’s nicht auch?“
Ich lachte meinen Freund laut aus:
„Du Jammerlappen, geh‘ nach Haus!
Die Toten hier, die ruh’n schon lang!“
Doch innerlich war mir auch bang…
Ein Mausoleum, schwarz und groß,
stand vor uns wie ein Gruselschloss.
Ich ging hinein, die Tür stand auf,
so nahm das Unheil seinen Lauf…
Es roch nach Moder und nach Tod,
und plötzlich fühlt‘ ich mich bedroht,
Ein fast Verwester vor mir stand!
Vor Angst entfloh mir der Verstand…
Er sprach so dumpf und sehr empört:
„Du hast die Ruhe mir gestört!
Dein Übermut gehört bestraft!“
Zum Fliehen hatt‘ ich keine Kraft…
Dann packte mich der tote Mann
und ich fing laut zu schreien an,
er schüttelte mich hin und her,
ich wachte auf – mein Herz war schwer.
Hans-Dieter hatte mich geweckt,
und mich danach mit Spott geneckt:
„Hast wohl geträumt und – mit Verlaub-
Du zitterst ja wie Espenlaub!“
Wir hatten noch drei schöne Tage,
hier in Paris, ja, ohne Frage!
Wir sah’n noch manch‘ berühmtes Haus,
nur Père Lachaise, tja, der fiel aus…