Gräfin Etepetete

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Sie trinkt den Tee aus gold’ner Tasse,
und ekelt sich vor Schokomasse,
denn das erinnert sie daran,
dass auch `ne Gräfin „muss“ und „kann“…

Ihr Bett wird täglich frisch bezogen,
dem Grafen ist sie nicht gewogen.
Wenn der mal auf die Schnelle „will“,
dann schreit die Gräfin ziemlich schrill:

„Ich bin doch keine Schnellgaststätte!
In Deinem so verlausten Bette
werd‘ ich die Schweinerei nicht tun,
drum lass mich jetzt gefälligst ruh’n!“

Der Gräfin Kleider sind steril,
weil sie nur solche tragen will.
Die Putzfrau’n treibt sie ständig an,
verweigert sich dem Ehemann.

Vergang’nen Sonntag starb die Gute,
dem Grafen war recht froh zu Mute…
Der Leichnam wurde balsamiert,
dass ihm Verwesung nicht passiert…

Dann wickelte man sie gut ein,
steril‘ Papier – das musste sein!
Sie ruht bis über beide Ohren
in einer Kammer – tiefgefroren…

Informationen zum Gedicht: Gräfin Etepetete

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02.11.2015
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