Des Dichters Dilemma
Fiktiver Brief von Carl Christoph von Lengefeld an seine
Tochter Charlotte
Von Liebe schreibt manch‘ Dichtersmann
weil er sie selbst nicht geben kann…
Die Worte fließen zu Papier,
er dichtet toll – doch merke Dir:
Was er im Leben nie vollbracht
wird redigiert in Form gebracht…
Des Dichters Welt heißt Illusion,
Bewunderung ist die Passion,
die rücksichtslos er laut begehrt,
weil er sich selbst am meisten ehrt…
Drum glaube nie des Dichters Schwur,
es sind meist leere Worte nur.
Die Menschen sind nur Publikum
ehrt es ihn nicht, hält er’s für dumm.
Die Eitelkeit, die ihn verzückt,
hat ihn der wahren Welt entrückt…
Anmerkung: Carl Christoph von Lengefeld war der Vater von
Charlotte und Caroline. Beide Töchter
hatten ein Verhältnis mit Friedrich
Schiller, obwohl Caroline schon
verheiratet war. Schiller heiratete
schließlich Charlotte, blieb aber auch
weiterhin der Liebhaber von Caroline...