Die Eulenfeder
Ein Gedicht von
Jürgen Wagner
Die Feder aus dem Eulenkleid,
ich hob sie auf mit Dankbarkeit,
mit Ehrfurcht und mit großem Staunen
Was für ein Glück - tat's in mir raunen
So leicht und weich, so strukturiert,
so kunstvoll und so reich verziert
Das ist mir wie ein kleines Zeichen
aus anderen und höh'ren Reichen
Ich denke an das hohe Tier,
was es schon lang bedeutet mir
Ein kleiner Gruß ist da gekommen -
ich hab ihn in mich aufgenommen
Anm.: die Feder hat in unserer Sprache die Konnotation von Glück und Beschwingtheit ('sich leicht wie eine Feder fühlen'), zeigt aber auch eigene Anteile an ('Federn lassen', 'sich mit fremden Federn schmücken'). Symbolisch steht sie für den himmlischen, auch jenseitigen Bereich: die Engel haben Flügel, die Schwanenjungfrauen tragen das Federkleid, auch Schamanen haben bis heute Federn als Zeichen ihrer geistigen Verbundenheit und Autorität.