Der arbeitsfreie Tag
Ein Gedicht von
Jens Gottschall
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Morgenstund' hat Gold im Mund,
der Wecker klingelt, gleich geht's rund.
Nur schnell noch eine Tasse Kaffee,
dann wird's bunt.
Zu tun gibt's immer - reichlich satt,
bis man so halbwegs Ordnung hat.
Wäsche waschen, bügeln, legen
und die Zimmerpflanzen hegen.
Die Putzfirma setzt heute aus,
also wischt man selbst das Haus.
Die Fenster kommen auch gleich dran,
doch vorher muß der Müll noch raus.
'Nen Zettel schreiben für die Stadt,
was man so zu besorgen hat,
3 Anträge füll ich noch aus,
die geh'n per Post - sonst komm 'se weg,
im Bürokratenhaus.
Aldi, Rewe, Post und Bäcker
zwingen dich schon bald zur Bank.
Die Apotheke freut sich auch,
du brauchst noch was für Kopf und Bauch.
Zur Mittagszeit treibt dich der Durst,
zu essen gibt's heut' schnell 'ne Wurst.
Am Kiosk hol ich mir 'ne Brause,
gleich kommt die Bahn, dann geht's nach Hause.
Da seh' ich grad'... die Bahn fällt aus,
der Bus ist voll, ich lauf nach Haus';
jetzt regnet's, das ist nicht mein Tag,
Schirm vergessen ... ach oh Graus !
Der nächste Auftrag lässt nicht warten,
gegossen werden muß der Garten
und schon als nächstes, wider Willen,
kündigt Besuch sich an, zum Grillen.
Um eine Erkenntnis reicher,
du brauchst zum Grillen was vom Fleischer.
Da ruft die Schwiegermutter an,
ob ich ihr was besorgen kann.
Um 20 Uhr, ich hab's vergessen,
will die Familie auch was essen.
Man stellt sich hin, fängt an zu kochen,
jetzt bräucht man Urlaub, mal zwei Wochen.