Wie die ersten Menschen!

Ein Gedicht von Heinz Säring
Der Herrgott hatte viel vollbracht:
'ne Woche knapp - die Welt gemacht!
Die Krönung Mensch! - Es währt nicht lange,
passiert die Sache mit der Schlange.

Das mit dem Apfel, das war mies,
drum flog man aus dem Paradies.
Man wusst nichts mit sich anzufangen,
es fehlt sogar das Sex-Verlangen.

Gottvater sah, wie schlecht es steht
und nahm die beiden ins Gebet:

"Ihr wisst doch, ihr sollt fruchtbar sein, -
das kommt nicht alles von allein!
Jetzt geht mal bisschen aus euch raus!
Ihr sollt euch mehr'n! Nun mehrt euch aus!

Ich will, - das wäre ja zum Lachen -
nicht jeden Menschen selber machen.
Das kostet Zeit, bedenket auch
das Material, den Lehmverbrauch!

Darum erfand ich ja den Trieb, -
das Dualizitäts-Prinzip!

~~~~~~~~~~

Die beiden Menschen nun erkannten,
dass sie bloß Bahnhof noch verstanden.
Details? Da hielt der Herrgott dicht. -
Nein! - Über sowas spricht man nicht!

Er musste sich 6 Tage schinden,
das soll'n sie nun mal selber finden!

War alles da, selbst die Behaarung,
gleich wohl, es fehlte an Erfahrung.
Kein Internet und keine Zeitung, -
und keinerlei Betriebsanleitung!

Die Eva schließlich war kulant
und nahm die Sache in die Hand!
Wie konnte es auch anders sein. -
sie war ja Bein von seinem Bein.

Der Adam, welcher anfangs murrte,
sah staunend, was da wuchs und wurde!
Er merkte auch - zunächst verschwommen -,
wie langsam die Gefühle kommen.

Um Eva ja nicht zu verdrießen,
und sie womöglich aufzuspießen,
so sprach er mit besorgtem Blick:
"Tritt lieber mal zwei Schritt zurück!

Denn, wie schon jetzt die Sache steht, -
mal sehn, wie das noch weiter geht!
Auch ich weiß nicht, mein liebes Kind,
wie hier am Schluss die Maße sind."

~~~~~~~~~~

Doch alles hatte Sinn und Maß,
und machte schließlich richtig Spaß!
Sie packten es, es hat geklappt. -
Da hat die Menschheit Glück gehabt.

Zwar wär uns viel erspart geblieben, -
doch auch das Leben, auch das Lieben!
Bei Ev und Adam musst es krachen,
denn einer muss den Anfang machen!

In langer Zeit, an vielen Orten -
so sind es immer mehr geworden.
Noch rund drei Jahre muss man warten,
dann sind wir sieben Milliarden!

Zwar könnte vieles besser stehn! -
Doch irgendwie wird's weiter gehn.

Ende

Zu Ende ist nur mein Gedicht.
Die Welt indes noch lange nicht.

Informationen zum Gedicht: Wie die ersten Menschen!

1.168 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
14.09.2011
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige