Neues vom Hühnerhof - Teil 3
Ein Gedicht von
Heinz Säring
Der Hahn vermisst sein Lieblingshuhn,
er hätte gern mit ihr zu tun,
da sieht er was, das lässt ihn hoffen,
denn jemand ließ die Hoftür offen.
Er sucht nach seiner Zuckermaus,
drum läuft er auf die Straße raus,
und auf der Fahrbahn bleibt er stehn, -
von seiner Braut ist nichts zu sehn.
Er sieht im Geist das Bild von ihr,
ist ganz verwirrt, das arme Tier.
Der Blutdruck steigt dem guten Hahn;
mit 70 kommt ein Auto an.
Dem Fahrer scheint das ziemlich dumm:
Was steht da auf der Straße rum?
Ein Tier läuft doch beizeiten weg,
der Hahn der rührt sich nicht vom Fleck.
Der Fahrer bremst in höchster Not, -
es war zu spät, der Hahn ist tot!
Die Bäuerin hat was gehört,
sie kommt heraus und ist empört.
Was sie erblickt, bringt sie in Wut,
ihr Gockel liegt in seinem Blut.
Die Frau geht jetzt den Fahrer an:
"Das war ein wunderbarer Hahn!"
"Ich wollt das Tier doch nicht verletzen, -
ich will auch gern den Hahn ersetzen!"
Sie kann ein Lächeln nicht verbergen:
"Ja, wenn die Hühner das nicht merken ?? ---",
wobei er fast vom Sitze fällt:
"Ich dachte freilich nur an Geld!"
Er gibt ihr darauf 60 Mark,
sie denkt, naja, der Preis ist stark.
Der Handel wär ganz gut geraten,
sie hat ja schließlich noch den Braten.
"Die Eier sind bei uns nicht teuer,
und es sind immer frische Eier!"
Er spielt ein wenig mit dem Gas. --
Die Bäuerin, das wär schon was!
Doch eben kommt noch einer an,
man merkte gleich: Das ist ihr Mann.
Der Fahrer winkt, durchaus nicht heiter,
und fährt mit 30 langsam weiter.
Auf einer Bank vor ihrem Haus,
rupft sie dem Hahn die Federn aus,
die Hühner stehn betreten stumm
im Halbkreis all' um sie herum.
Sie sieht den Hahn an, seufzte schwer:
"Der tut euch nun bestimmt nichts mehr!
Der hat genug jetzt vom Verkehr!"