Meisen und Ameisen

Ein Gedicht von Heinz Säring
'ne Ameise, von Haus aus frech,
sucht mit der Meise ein Gespräch.
Die Ameise, die prahlte: "Ja,
ich bin die Meise, Klasse A!

Erwarte nicht, dass ich dich preise,
du schnöde 0-8-15-Meise!
Bist stolz auf deinen gelben Wanst,
hochnäsig, weil du fliegen kannst!"

Die Meise sprach: "Dein A, das ist,
weil du ein kleines Arschloch bist!"
Sie pickte kurz, es war banal, -
Ameisen sind ihr schnurz-egal.

Von sowas wird man doch nicht satt,
bl0ß, dass sie ihre Ruhe hat!
Für Meise A 'ne kurze Qual,
fast märchenhaft, - sie war einmal . . .

Hier die Moral, und die ist schlecht:
Die Großen haben immer Recht!
Obwohl, die Kleine war nicht faul,
und hatte hier das große Maul.

Das holt ich wie von Weisen her, -
im Grunde mag ich Meisen sehr,
sie sind so hübsch - und auch weil Meisen
grundsätzlich keine Menschen beißen.

Die mit dem A, die sind zwar klein,
doch setz nie in ihr Nest dich rein!

Wie eine Dichterin zum Mann
sich wendete und schwärmte dann:
"Was ist's, was mich mit Schmerzen füllt
und aufwärts mir zum Herzen quillt?"

Sie atmet schwer, mal laut mal leise,
doch er in sachlich-kühler Weise:

"Na Puppe, da wirst d' bestimmt in 'm
Ameisenhaufen sitzen!"

Informationen zum Gedicht: Meisen und Ameisen

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16.09.2011
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